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You are here: Home Lieder Geh aus mein Herz und suche Freud Edition A: Paul Gerhardt / Johann Ebeling 1667
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A. GEh aus mein Hertz und suche Freud

(Paul Gerhardt / Johann Ebeling 1667)


Text: Paul Gerhardt (1607–1676)
Musik: Johann Georg Ebeling (1637–1676)

Scan der Editionsvorlage
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Sommer-Gesang

Mel. Den Herren meine Seel erhebt.
Oder wie folget.

[Noten]

1.GEh aus mein Hertz und suche Freud /
In dieser lieben Sommerzeit
   An deines gottes Gaben:
Schau an der schönen Garten-Zier /
Und siehe wie sie mir und dir
   Sich außgeschmücket haben.
 
2. Die Bäume stehen voller Laub /
Das Erdreich decket seinen Staub /
   Mit einem grünen Kleide:
Narcissus und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an
   Als Salomonis Seyde.
 
3. Die Lerche schwingt sich in die Lufft /
Das Täublein fleucht aus seiner kluft
   Und macht sich in die Wälder:
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mir ihrem Schall
   Berg / Hügel / Thal und Felder.
 
4. Die Glukke führt ihr Völcklein aus /
Der Storch baut und bewohnt sein Haus /
   Das Schwälblein speißt ihr Jungen
Der schnelle Hirsch / das leichte Reh'
Ist froh und kommt aus seiner Höh
   Ins tieffe Graß gesprungen.
 
5. Die Bächlein rauschen in dem Sand
Und mahlen sich und ihren Rand
   Mit schatten reichen Myrten:
Die Wiesen ligen hart dabey
Und klingen gantz von Lust-Geschrey
   Der Schaff und ihrer Hirten.
 
6. Die unverdroßne Bienenschaar
Zeucht hin und her / sucht hier und dar
   Ihr edle Honigspeise:
Des süssen Weinstocks starcker safft
Kriegt täglich neue stärck und krafft
   In seinem schwachen Reise.
 
7. Der Weitzen wächset mit Gewalt
Darüber jauchtzet Jung und Alt /
   Und rühmt die grosse Güte
Deß / der so überflüssig labt'
Und mit so manchem Gut begabt
   Das menschliche Gemüthe.
 
8. Ich selbsten kan und mag nicht ruhn:
Des grossen Gottes grosses Thun
   Erweckt mir alle Sinnen:
Ich singe mit / wenn alles singt /
Und lasse was dem höchsten klingt
   Aus meinem Hertzen rinnen. |[S. 109]
 
9. Ach denck ich / bist du hier so schön /
Und läßst dus uns so lieblich gehn
   Auf dieser armen Erden:
Was wil doch wol nach dies[e]r Welt
Dort in dem reichen Himmelszelt
   Und güldnem Schlosse werden?
 
10. Welch hohe Lust / welch heller Schein
Wird wol in Christi Garten seyn?
   Wie muß es da wol klingen /
Da so viel tausent Seraphim /
Mit eingestimmtem Mund und Stim
   Ihr Alleluja singen.
 
11. O wär ich da! o stünd ich schon /
Ach süsser Gott / für deinem Thron
   Und trüge meine Palmen;
So wolt' ich nach der Engel Weis
Erhöhen deines Namens Preis
   Mit tausent schönen Psalmen.
 
12. Doch wil ich gleichwol / weil ich noch
Hier trage dieses Leibes-Joch /
   Auch nicht gar stille schweigen:
Mein Hertze sol sich fort und fort /
An diesem und an allem Ort /
   Zu deinem Lobe neigen.
 
13. Hilf nur / und segne meinen Geist
Mit Segen / der von Himmel fleußt /
   Daß ich dir stetig blühe:
Gib / daß der Sommer deiner Gnad'
In meiner Seelen früh und spat
   Viel Glaubensfrüchte erziehe.
 
14. Mach in mir deinem Geiste Raum /
Daß ich dir werd' ein guter Baum /
   Und laß mich wol bekleiben:
Verleihe / daß zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum
   Und Pflanze möge bleiben.
 
15. Erwehle mich zum Paradeis /
Und laß mich bis zur letzten Reis
   An Leib und Seele grünen:
So wil ich dir und deiner Ehr
Allein / und sonsten keinem mehr /
   Hier und dort Ewig dienen.


Pauli Gerhardi: Geistliche Andachten Bestehend in hundert und zwantzig Liedern […] hervor gegeben und verlegt Von Johan Georg Ebeling. Berlin 1667 (Neudruck: Paul Gerhard: Geistliche Andachten [1667]. Samt den übrigen Liedern und den lateinischen Gedichten hrsg. von Friedhelm Kemp. Mit einem Beitrag von Walter Blankenburg. Bern, München 1975), S. 108f. (Nr. 40).
DVA: B 50178

Dort folgender Autorennachweis: "J.G.E.".


Anmerkungen zur Notenedition:
Takt 1–2: in allen Stimmen steht der erste Taktstrich ein Viertel zu früh. Die richtige Stellung wurde mit einem kurzen Taktstrich unter den Systemen angedeutet.
Takt 3, Tenor: der 2. Bogen ("Gaben") ist in der Vorlage undeutlich platziert (von a' zu b').
Takt 4, Tenor: g ("schönen") ist in der Vorlage koloriert.
Takt 5, Bass, vorletzte Note: das G wurde in der Vorlage handschriftlich zu g korrigiert. Diese Änderung wurde hier nicht übernommen. G ist in der Vorlage koloriert.
Takt 6, Alt, vorletzte Note: f ("haben") ist in der Vorlage koloriert.

last modified 08.07.2009 08:58
 

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