Edition A: Liederheft 1848/51 copied.
Edition B: Liederbuch für Buchhändler 1886 copied.
Edition G: Liederbuch 1955 copied.
Unauthorized to paste item(s).
C. Wer war je so frech
(Leipzig um 1846/47)
Text: anonym
1. | Wer war je so frech | |
Wie Bürgermeister Tschech, | ||
Er erschoß uns auf ein Haar | ||
Das geliebte Königspaar. | ||
2. | Hätt' es Duncker nur gesehen, | |
Daß die Unthat sollt geschehn, | | [2r] | |
Sicher hätt' er's gleich errathen, | ||
Daß er wollte attentaten. | ||
3. | Früh schon kam er graugewandelt | |
Nach dem Schloßhof hingewandelt, | ||
Wo sich's Königspaar mußt' zeigen, | ||
Wenn es wollt in'n Wagen steigen. | ||
4. | Alle beide setzen sich, | |
Doch der König saß noch nicht, | ||
Denn er stand auf seinen Füßen | ||
Um das Publikum zu grüßen. | ||
5. | Alles sah den König an, | |
Da trat Tschech an den Wagen 'ran | ||
Und er schoß mit frechem Muth | ||
Unsrer Königin durch den Hut. | ||
6. | Alles war von Schreck befallen, | |
Da hört man schon wieder knallen | ||
Und er schoß mit dem Pistol | ||
Unsern König auf's Kamisol. | ||
7. | Und so hätt' er unverdroßen | |
Immerfort noch zugeschossen, | ||
Wäre er nicht gleich ergriffen | ||
Durchgeprügelt und gekniffen. | ||
8. | Tschech, der arge Hochverräther, | |
Königsmörder, Attentäter! | ||
Doch Gottlob er schoß ja fehl, | ||
Darum Preußen seid fidel. |
Handschrift, an den Leipziger Verleger Hirzel gerichtet. Aus einer Polizeiakte um 1846/47, Universitätsbibliothek Leipzig, Sondersammlungen, Signatur Rep. IV, 8/124, fol. 1v–2r (Nr. III).
DVA: A 233086
Editorische Anmerkung:
Diese Quelle enthält insgesamt drei Tschech-Lieder und dazu die folgenden Herkunftsangaben:
"[...] Das Dritte [= obiges Lied] hat sich als wahres Volkslied durch mündliche Ueberlieferung aus den beiden ersten gebildet, von denen es viele Remüniscenzen enthält."
Die Handschrift wurde von E. Wolfgramm in der Handschriftenabteilung der Leipziger Stadtbibliothek entdeckt und Wolfgang Steinitz für seine Edition "Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters" (Bd. 2, 1962) zur Verfügung gestellt. Wolfgramm vermutete als Datierung 1846/47 und fand damit die Zustimmung von Steinitz (siehe Steinitz S. 135f, Anm. 4 und S. 144f.).Zu den beiden anderen Liedern siehe den Liedkommentar zu "Leute tretet rings heran" und den ausführlichen Kommentar (John 2009).
last modified
14.10.2016 02:35