C. Nun lasset die Sorgen
(Schlesien 1908)
Text und Melodie: anonym
Die zwölf Monate | ||
1. | Nun lasset die Sorgen, verjaget sie gar, | |
der Himmel beschert ein vortreffliches Jahr, | ||
wir wollen den neuen Kalender ansehn | ||
und alle die Monat mit Freuden durchgehn. | | [S. 528] | |
2. | Januar ist von Norden, die Erde erstarrt, | |
Saturnus wird kräftig, das Wasser wird hart; | ||
So fängt sich das lustige Königreich an, | ||
Man fährt auf Schlitten, verschneit ist die Bahn. | ||
3. | Im Hornung, da ruft man die Fasching heraus; | |
Ei, fastet, ihr Mönche! Wir haben einen Schmaus, | ||
Gesott'nes, Gebrat'nes von allerhand Art, | ||
Das hat uns die Köchin beim Feuer gemacht. | ||
4. | Im März der Bauer die Ochsen anspannt, | |
Er ackert die Felder, besäet das Land. | ||
Er rüstet und pfropfet die Bäum und das Land, | ||
So wachsen die Früchte auf Bäumen und Land. | ||
5. | Aprilis die Erde bekleidet mit Klee, | |
Bald bringt er uns Sommer, bald Regen, bald Schnee, | ||
Alle Vögelein singen und paaren sich dann, | ||
Die Philis nimmt eben den Damon zum Mann. | ||
6. | Im Mai ist alles mit Blumen geschmückt, | |
Die Klaris dem Liebsten ein Sträußchen schickt. | ||
Die Klaris träumet im süßesten Schlaf, | ||
Sie wäre bei Philis und scheret die Schaf. | ||
7. | Im Brachmonat trägt man von Stroh einen Hut, | |
Es grünen die Felder, erfrischen den Mut; | ||
Wenn stehet die Sonne im höchsten Stand, | ||
Da dürsten die Früchte, die Menschen, das Land. | ||
8. | Julius wird werden vom Sirok erhitzt, | |
Bald donnert's, bald hagelt's, bald regnet's, bald blitzt's, | ||
Sucht Sensen, sucht Sicheln, die Ernte geht an, | ||
Die Felder stehn schwanger, d’rum leeret sie dann. | ||
9. | Augustus läßt sammeln zur Scheuer die Frucht, | |
Es werden die Nüsse in Büschen gesucht. | ||
Wer will es denn wissen, was öfters geschieht, | ||
Wenn Klaris Nüsse mit Gregorius bricht. | ||
10. | September, der bringt uns der Früchte noch mehr, | |
Ei, Äpfel, ei, Birnen und was man begehrt. | ||
D’rum tut sie nur sammeln und bringt sie zum Herd, | ||
Jetzt kommt der Winter, der alles verzehrt. | ||
11. | Seid lustig, der Weinmonat bringt uns die Kraft, | |
Aus Trauben wird geläutert der prächtige Saft, | ||
Der uns Menschen zur Fröhlichkeit bringt, | ||
D'rum singt und springt, zusammen wohlgesinnt. | ||
12. | Martinus, der hat uns ein Gänslein gemäst't, | |
Gevatter Hans trinket und ladet die Gäst, | ||
Andreas schaffet alles in Keller und Küch, | ||
Das wilde Schwein läuft in Jägers Gebüsch. | ||
13. | Was bringt uns denn letztlich der Christmonat? | |
Aus Zweien wird vermehret die Zahl in drei, | ||
Weil beide vor Kälte zusammengerückt | ||
Und einer den andern von Herzen erquickt. | | [S. 529] | |
14. | Die Monate verhalten sich alle so: | |
Der eine macht Kurzweil, der andre macht froh, | ||
Der dritte bestellet, der vierte macht naß, | ||
Der fünfte bringt Freude, der sechste macht Spaß. | ||
15. | Der siebente bringt Wärme, der achte trägt ein, | |
Der neunte bringt Nahrung, der zehnte bringt Wein, | ||
Der elfte Gasterei, der zwölfte macht Lust, | ||
So sind uns die Monate schon all bewußt. |
Georg Amft: Volkslieder der Grafschaft Glatz. Habelschwerdt: Frankes Buchhandlung, J. Wolf 1911, S. 527–529 (Nr. 702).
DVA: V 1/220
Dort folgende Herkunftsangaben:
zu Melodie I: "Aus Langenbrück. Text und Melodie im April 1909 aufgezeichnet von Hauptlehrer em. Güttler, Langenbrück".
zu Melodie II: "Aus Neumohrau. Vorsänger: Fr. Hauk, Neumohrau. Text und Melodie im Jahre 1908 aufgezeichnet von Hauptlehrer em. Sietz, Wilhelmsthal".
zum Text: "Übereinstimmende Texte aus Friedersdorf, Hammer, Niedersteine, Eifersdorf, Lewin, Neunmohrau, Landeck, Langenbrück, Hain bei Mittelwalde, Altweistritz".
zu Melodie II: "Aus Neumohrau. Vorsänger: Fr. Hauk, Neumohrau. Text und Melodie im Jahre 1908 aufgezeichnet von Hauptlehrer em. Sietz, Wilhelmsthal".
zum Text: "Übereinstimmende Texte aus Friedersdorf, Hammer, Niedersteine, Eifersdorf, Lewin, Neunmohrau, Landeck, Langenbrück, Hain bei Mittelwalde, Altweistritz".
sowie folgende allgemeine Anmerkung zum Lied:
"Gedruckt fand ich den Text auf zwei fl. Bl.; das eine i. V. von F. Bär, Neisse, 'Fünf schöne Lieder'; das andere im Verlage von A. Ludwig in Oels, 'Vier vortreffliche schöne Lieder'." Ergänzend fügte Amft noch seine Einschätzung zu diesem Lied an: "Sicher volkstümlich; Vf. unbekannt".
Editorische Anmerkung:
Als weitere Quelle in diesem Kontext ist ein handschriftliches Liederheft zu nennen, das Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde und 1936 aus dem Besitz von Georg Amft an das Staatliche Institut für deutsche Musikforschung (Berlin) kam (DVA: A 159607).
Die von Amft genannten Liedflugschriften ließen sich bislang nicht ermitteln.
"Gedruckt fand ich den Text auf zwei fl. Bl.; das eine i. V. von F. Bär, Neisse, 'Fünf schöne Lieder'; das andere im Verlage von A. Ludwig in Oels, 'Vier vortreffliche schöne Lieder'." Ergänzend fügte Amft noch seine Einschätzung zu diesem Lied an: "Sicher volkstümlich; Vf. unbekannt".
Editorische Anmerkung:
Als weitere Quelle in diesem Kontext ist ein handschriftliches Liederheft zu nennen, das Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde und 1936 aus dem Besitz von Georg Amft an das Staatliche Institut für deutsche Musikforschung (Berlin) kam (DVA: A 159607).
Die von Amft genannten Liedflugschriften ließen sich bislang nicht ermitteln.
last modified
21.06.2012 10:11