Skip to content. Skip to navigation

Liederlexikon

Personal tools
You are here: Home Lieder So hasset die Sorgen Edition A: Ungarn 1808–1867
Document Actions

A. Ach hasset die Sorgen

(Ungarn 1808–1867)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1  2  3  4

Das Zwölf-Monatlied

1. Ach hasset die Sorgen, verjaget sie gar,
der Himmel beschert uns ein fröliches Jahr;
wir wollen den neuen Kalender ansehn,
und alle die Monat mit Freuden durchgehn.
 
2. Januars von ersten die Erde verstarret,
Saturnus wird kräftig, das Wasser wird hart;
nun fangt sich das lustige Königreich an,
man fahret mit Schlitten verschneuet die Bahn. |[S. 157]
 
3. Im Hornung so ruft man den Fasching heraus,
da heißt es ihr Brüder wir haben ein Schmaus,
Gesottnes, Gebratnes nach allerhand Art,
das hat uns die Köchin beim Feuer gemacht.
 
4. Im Märzen der Bauer die Ochsen einspannt,
bearbeit die Felder, besäet das Land,
er pflanzet und pelzet all Bäumlein im Land,
das bringet uns alle in frölichen Stand.
 
5. Aprilis bekleidet die Erde mit Klee,
bald bringt er uns Regen, bald Sommer, bald Schnee;
Andreas träumet im süsesten Schlaf,
als wäre er Venus und scheret die Schaf.
 
6. Im May da ist alles mit Blumen geschmückt
hat Hilarius seiner Liebsten ein Sträuslein geschickt,
alle Vöglein singen und paaren sich an,
mit dem sie Saturnus ihr Venus sein Mann. (?)
 
7. Im Brachmonat trägt man vom Strohe ein Hut,
da grünen die Felder im frischesten Muth,
dann stehet die Sonne am höchsten Gerad,
so dürsten die Felder und Menschen im Land.
 
8. Im July so ist man in frohen erhitzt,
bald donnerts, bald regnets, bald schlagts, bald blitzts,
sucht Sicheln, sucht Sensen, die Ernte geht an,
die Felder stehn schwanger, die Nahrung bricht an.
 
9. Augustus läßt sammlen zur Scheuer die Frucht,
dann werden die Nüsse in Büschen gesucht,
wer will es dann wissen was öfter geschieht,
dann werden die Nüsse gar heiftig gemischt.
 
10. September der bringt uns der Früchte noch mehr,
bringt Aepfel und Birnen und was wir begehrn,
er thut sie zusammen und thut sie zur Herd,
jetzt kommet der Winter der alles verzehrt. |[S. 158]
 
11. Seit lustig der Weinmonat der bringt uns die Kraft,
aus Trauben wird geläutert der prächtigste Saft,
daher uns die Menschheit zur Frölichkeit bringt,
drum singet und springet zusammen was stimmt.
 
12. November hat uns auch ein Gänslein gemäst,
Hans laufet Gevatter und ladet die Gäst,
Andreas schafft alles zum Keller zur Ruh,
das Wildschwein das laufet in Jägers Gericht.
 
13. Was trägt uns denn endlich der Christmonat bei?
dann würzen vermehret die Zahl aus zwei drei,
dann werden die Kärpflein zusammengefischt,
wenn eines das andre vom Herzen geliebt.
 
14. Die Monat verhalten sich alle also,
der eine macht Kurzweil, der andre macht froh,
der dritte bestellet, der vierte macht naß,
der fünfte bringt Freude, der sechste macht Spaß.
 
15. Der siebente bringt Wärme, der achte traktiert,
der neunte bringt Nahrung, der zehnte gastiert,
der eilfte an Wein, der zwölft macht ein Lust;
so sind uns die Monat schon alle bewust.


Braut-Sprüche und Brautlieder auf dem Heideboden in Ungern. Gesammelt von Remigius Sztachovics. Wien: Wilhelm Braumüller 1867, S. 156–158.
DVA: V 1/22075

Dort folgende Herkunftsangaben:
M.    Paul Thullner in St. Pet[er] 1808.
eee. Math. Frohnauer in Zan[egg] 1848.
uu.   Pet. Thullner in St. Pet[er] 1808.
ggg. Paul Haslinger in St. Joh[ann] 1867.


Editorische Anmerkung:
Die Buchstabenkürzel beziehen sich auf die Art der Quellen: Großbuchstaben kennzeichnen Handschriften mit geistlichen Spielen, kleine Buchstaben beziehen sich auf Liedhandschriften (vgl. Sztachovics 1867, S. 21). Wie einflussreich das von Remigius Sztachovics veröffentlichte Buch in der Region war, zeigen beispielhaft zwei Quellen zu diesem Lied aus dem Burgenland: So findet man "Ach hasset die Sorgen" in den Jahren um 1903 wortgleich im handschriftlichen Liederbuch von Anton Kotzenmacher aus Pamhagen im Burgenland (DVA: HL 37); und noch in den 1950er Jahren sang Maria Weiß in Apetlon das Lied aus dem Buch von Sztachovics, als sie für die Volksliedsammler Karl Magnus Klier (1954) und Karl Horak (1956) als Gewährsperson fungierte (vgl. Edition E, Nr. E 3).
last modified 21.06.2012 10:08
 

nach oben | Impressum