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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder O wie traurig ist der Gang Edition A: Wolgaregion um 1880
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A. O wie traurig ist der Gang

(Wolgaregion um 1880)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Lied eines deutschen Soldaten in Rußland

1. O wie traurig ist der Gang,
den wir müssen gehen.
Gott ist uns allein bekannt,
wenn wir unser Heimat sehen.
 
2. Großer Gott reich uns dein Hand,
großer Gott durchs ganze Land.
Thränen thun mein Augen fließen,
was wir noch erfahren müssen.
 
3. Nun adje jetzt zum Beschluß,
Vater und Mutter einen Kuß
Nun adje jetzt reisen wir,
Weib und Kinder bleiben hier.
 
4. Es sind schon hundert Jahr vorbei,
waren wir Deutschen immer frei
Aber wir Deutschen habens nicht vermut,
unser Herz das schwimmt im Blut.


Anton Schneider: Gesangbuch weltlicher Lieder (1858) [mit zahlreichen Nachträgen aus späteren Jahren]. Handschriftliches Liederbuch aus Mariental (Wolgaregion), S. 246 (Nr. 169) [Liedeintrag nach 1878].
Original in Familienbesitz, Kopie freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch Victor Herdt (Göttingen).


Editorische Anmerkung:
Str. 3, Vers 3: die Schreibweise "reißen" wurde zu "reisen" korrigiert.
Wann genau das Lied "O wie traurig ist der Gang" in das weltliche Gesangbuch der Familie Schneider eingetragen wurde, ist nicht bekannt. Die Datierung "um 1880" in vorliegender Edition bezieht sich auf den frühest denkbaren Zeitpunkt: das Lied ist sicher erst nach Einführung der Wehrpflicht für die Russlanddeutschen (1874) entstanden und ist in dem Liederbuch unmittelbar vor einem weiteren Text mit dem Titel "Lied über den Sieg von Jahre 1877" notiert. Außerdem sind zuvor noch zwei Lieder über die wolgadeutsche Auswanderung nach Brasilien (1877/78) enthalten: "Kommt Gebrüder, wir wollen jetzt ziehen" (Nr. 166) und "Es waren fünf Kolonien" (Nr. 161). Vor 1878 kann der Eintrag also nicht erfolgt sein. Wahrscheinlicher aber ist, dass diese Lieder erst deutlich später, etwa in den Jahren um 1900, dort aufgeschrieben wurden.
last modified 15.03.2016 05:28
 

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