A 3. Mein Opa hat 'nen Bandwurm
(Berlin Ende der 1920er Jahre)
Text: anonym
Mein Opa hat 'nen Bandwurm, | ||
:/:der gibt Pfötchen:/: | ||
Darum lieben meinen Opa alle Mädchen. |
Aufzeichnung aus mündlicher Überlieferung durch Herbert Kleye; ohne Ort und Jahr (vermutlich zwischen 1945–1967 in Berlin).
DVA: A 228708
Dort folgende Melodieangabe: "Wir versaufen unser Oma. Um 1923".
Editorische Anmerkung:
Die Datierung der Quellen aus der Sammlung Kleye ist nicht eindeutig zu klären. Es handelt sich um Rückdatierungen, wobei offenbleibt, ob diese vom Sammler oder seinen (ungenannten) Gewährspersonen vorgenommen worden sind. Der Liedsammler Herbert Kleye (1901–1968) hat insbesondere Lieder aus der Zeit vor 1933 zusammengetragen, die u. a. im (Berliner) Arbeitermilieu beheimatet waren. Sein Sammlungszeitraum erstreckte sich auf die Jahre zwischen 1945 und 1967; nach der Gründung des Arbeiterliedarchiv in Ost-Berlin (1954) wurde Kleye dessen Mitarbeiter. Ob seine Quellen zu den Oma-Parodien tatsächlich für die 1920er Jahre belegt sind, kann an dieser Stelle nicht definitiv geklärt werden; auch nicht, von wem die dort genannten (Rück-)Datierungen stammen. Offensichtlich ist, dass sich die Datierungen Kleyes an dem Erscheinungsdatum des Schlagers "Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen", der die Melodie für die Parodien liefert, orientiert. Vergleicht man Kleyes Aufzeichnungen mit anderen erhaltenen Quellen zu diesem Lied, so handelt es sich – soweit bislang bekannt – um singuläre Belege aus dieser Zeit. Dennoch ist vorstellbar, dass diese Parodien schon in den 1920er Jahren etwa im Berliner Arbeitermilieu kursierten, aber von den traditionellen Volksliedsammlern ignoriert wurden. Andere Quellen zu diesem Lied lassen sich lediglich bis in die 1930er Jahre zurückverfolgen (vgl. Edition B). Zur Sammlung Kleye vgl. Wolfgang Steinitz: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters. Berlin 1955/1962 (u. a. Bd. 2, S. XXXI); sowie Christopher Zinn: Die Sammlung Kleye im Deutschen Volksliedarchiv. In: Jahrbuch für Volksliedforschung 42 (1997), S. 128–131.
Die Backenzahn-Radio-Strophe hat möglicherweise einen historischen Bezug zur Frühgeschichte des deutschen Rundfunks. Zumindest erinnerte sich eine Gewährsperson im Zusammenhang mit diesem Lied daran, dass in seiner Studienzeit (1965–1968) an der Fachhochschule für Nachrichten- und Funktechnik in Berlin im Unterricht wie auch in Fachzeitschriften eine kuriose Geschichte (um 1925) aus den Anfängen der Rundfunkgeschichte die Runde machte:
"Die ersten Sendemasten des deutschen Rundfunks in Berlin befanden sich über den Schrebergärten. Nun kam es vor, dass Menschen über ihre Zähne Schallwellen des Radiosenders hören konnten. Das wurde technisch so erklärt: Hat eine Person eine Zahnfüllung mit z. B. Amalgam und im Nebenzahn befindet sich eine Goldkrone, ein Goldzahn oder auch eine Prothese, dann bildet sich bei der Berührung dieser zwei unterschiedlichen Metalle, unter dem Einfluss der Säurebildung im Speichel, ein sogenannter Demodulator. Dieser Demodulator kann die Hochfrequenz der Radiowellen in Tonfrequenzen verwandeln. Bei sehr starker Sendeleistung direkt unterhalb der Sendemasten reicht die Energie aus, um das Metall im Zahn zum Schwingen zu bringen und der Kiefer wirkt als Resonator wie ein Lautsprecher. Die Person hört nun im Kopf die Schallwellen, die über die Knochen übertragen werden. Dieser Zustand ist nur zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten, bei Vorhandensein von bestimmten Randbedingungen erlebbar. Dadurch ist damals eine wissenschaftliche Nachprüfung nicht möglich gewesen." (DVA: A 233053; aufgezeichnet von Renate Sarr, September 2008)
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17.03.2010 12:25