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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder In Kümmernis und Dunkelheit Edition B: Vertonung Robert Schumann 1848
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B. In Kümmernis und Dunkelheit

(Vertonung Robert Schumann 1848)


Text: Ferdinand Freiligrath (1810–1876)
Vertonung: Robert Schumann (1810–1856)

Scan der Editionsvorlage
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Schwarz-Rot-Gold.

1. In Kümmernis und Dunkelheit,
Da mußten wir sie bergen!
Nun haben wir sie doch befreit,
Befreit aus ihren Särgen!
Ha! wie das blitzt und rauscht und rollt!
Hurra! Hurra! du Schwarz, du Rot, du Gold!
Hurra, hurra!
Pulver ist schwarz, Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme,
Golden flackert die Flamme!
 
2. Das ist das alte Reichspanier
Das sind die alten Farben!
Darunter haun und holen wir
Uns bald wohl junge Narben!
Denn erst der Anfang ist gemacht,
Hurra! noch steht bevor die letzte Schlacht!
Hurra, hurra!
Pulver ist schwarz, Blut ist roth,
Golden flackert die Flamme,
Golden flackert die Flamme!
 
3. Und der das Lied für euch erfand
In einer dieser Nächte
Der wollte, daß ein Musikant
Es bald in Noten brächte!
Heißt das: ein rechter Musikant!
Hurra! dann kläng' es hell durchs deutsche Land!
Hurra, hurra!
Pulver ist schwarz, Blut ist roth,
Golden flackert die Flamme,
Golden flackert die Flamme!


Robert Schumann: Schwarz-Rot-Gold. Berlin: Verlag des Arbeiter-Sängerbundes o. J. [1913].
DVA: B 50599

Dort folgender Herkunftsangaben: "Gedicht von Freiligrath"; "Robert Schumann / am 4. April 1848".


Editorische Anmerkung:
"Schwarz-Roth-Gold" ist einer von drei für "Männerchor mit Begleitung von Harmoniemusik (ad libitum)" vertonten Texten, mit denen Robert Schumann den "Völkerfrühling" 1848 begrüßte. Die Chöre gelten als "die am wenigsten verschleierte musikalische Parteinahme Schumanns für die republikanische Bewegung" (Arnfried Edler, zit. nach Synofzik 2006). Im Autograph versah Schumann die drei Revolutionsgesänge mit der Opusnummer 65. Freiligraths Gedicht (Edition A) lernte er durch einen Flugschriftendruck kennen, den ihm sein Freund Ernst Ferdinand Wenzel am 1. April 1848 aus Leipzig zusandte (vgl. Ozawa 2010, S. 333f.). Schumann vertonte Freiligraths Gedicht unmittelbar nach Erhalt am 4. April 1848 (von der Vorlage übernahm er allerdings nur die Strophen 1, 2, 11 und 12). Bereits am 3. April schrieb er die Musik zu "Der Sieg ist Dein! Mein Heldenvolk!", einem nach den Berliner Märztagen entstandenen Gedicht des Orientalisten Julius Fürst, das dieser ihm mit der Bitte um Vertonung zugeschickt hatte (vgl. ebd., S. 334f.). Die beiden patriotischen Lieder hielt Schumann für "nicht übel gelungen" (Brief an seine Frau Clara vom 5. April 1848). Der dritte Männerchor "Zu den Waffen" entstand schließlich am 11. April 1848 auf einen Text von Titus Ulrich, den Schumann als "Revolutionsprophet[en]" bezeichnete (zit. nach Edler 2010). Einzig die Vertonung von Fürsts Gedicht erschien 1848 in einem Benefizalbum. "Nachdem ein Verlagsangebot der kompletten Sammlung an Luckhardt [Kassel] im März 1849 […] gescheitert war, dürfte sich eine spätere Publikation aufgrund des Zeitbezugs der Texte von selbst verboten haben" (Synofzik 2006). Uraufgeführt wurde Schumanns "Schwarz-Rot-Gold" durch den Dresdner Männergesangverein am 7. Juni 1848 im Rahmen einer Benefizveranstaltung zugunsten der deutschen Flottenrüstung (vgl. Ozawa 2010, S. 334). Aus dem Schumann-Nachlass erwarb der französische Komponist und Musikforscher Charles Malherbe (1853–1911) das Autograph der drei Revolutionsgesänge op. 65, der es wiederum dem Pariser Conservatoire vermachte (heute befindet es sich in der Bibliothèque Nationale). Nach Malherbes Tod veröffentlichte Julien Tiersot die drei Chöre – und somit erstmals auch "Schwarz-Rot-Gold" – im Rahmen eines Artikels über "Robert Schumann et la révolution de 1848" in der "Revue musicale" (April 1913). Es dauerte nach dieser (Wieder)Entdeckung nur wenige Monate, bis die erste separate Ausgabe von "Schwarz-Rot-Gold" für die Chorpraxis im Verlag des Arbeiter-Sängerbundes erschien. Dabei wurde der Text um eine weitere Strophe gekürzt; vgl. hierzu weiterführend:
  • Julien Tiersot: Robert Schumann et la révolution de 1848. In: Revue musicale 1913, Nr. 4 (April), S. 5–23 (Edition von Schumanns "Schwarz-Roth-Gold" mit erster Strophe S. 20f.; die vier vertonten Strophen in französischer Übersetzung S. 14).
  • Kurt Hofmann: Die Erstdrucke der Werke von Robert Schumann. Tutzing 1979 (Musikbibliographische Arbeiten 6), S. 346f.
  • Reinhard Kapp: Schumann nach der Revolution. Vorüberlegungen, Statements, Hinweise, Materialien, Fragen. In: Schumann in Düsseldorf. Werke – Texte – Interpretationen. Bericht über das 3. Internationale Schumann-Symposion am 15. und 16. Juni 1988 im Rahmen des 3. Schumann-Festes, Düsseldorf. Hrsg. von Bernhard R. Appel. Mainz u. a. 1993 (Schumann Forschungen 3), S. 315–415 (Kapp bemerkt S. 395, Anm. 154, dass mit der Auswahl, die Schumann aus Freiligraths Gedicht getroffen habe, "alle zu speziellen und explizit republikanischen bzw. fürstenfresserischen Strophen" unter den Tisch gefallen seien).
  • Thomas Synofzik: Drei Gesänge mit Begleitung von Harmoniemusik (ad libitum) WoO 4. In: Schumann Handbuch. Hrsg. von Ulrich Tadday. Stuttgart, Weimar/Kassel 2006, S. 468.
  • Arnfried Edler: "Im Innersten aufregend". Schumann und der "Revolutionsprophet" Titus Ulrich. In: Schumann und Dresden. Bericht über das Symposium "Robert und Clara Schumann in Dresden – Biographische, kompositionsgeschichtliche und soziokulturelle Aspekte " in Dresden vom 15. bis 18. Mai 2008. Hrsg. von Thomas Synofzik und Hans-Günter Ottenberg. Köln 2010 (Studien zum Dresdner Musikleben im 19. Jahrhundert 1), S. 109–120.
  • Kazuko Ozawa: "… daß ein Musikant es bald in Noten brächte". Wie das Lied seinen Komponisten findet. In: ebd., S. 323–341.
last modified 10.10.2012 11:58
 

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