A. Ihr Wandervögel in der Luft
(Erstdruck 1851)
Text: Otto Roquette (1824–1896)
1. | Ihr Wandervögel in der Luft, | |
Im Aetherglanz, im Sonnenduft, | ||
In blauen Himmelswellen, | ||
Euch grüß ich als Gesellen! | | [S. 6] | |
Ein Wandervogel bin ich auch, | ||
Mich trägt ein freier Lebenshauch, | ||
Und meines Sanges Gabe | ||
Ist meine liebste Habe. | ||
2. | Im Beutel rostet mir kein Geld, | |
Das rennt wie ich in alle Welt, | ||
Die ganze Welt durchfliegen | ||
Ist besser als verliegen. | ||
Dem blanken und dem frischen gar, | ||
Dem gönn' ich gern die Wanderjahr', | ||
Das muß mit all dem andern, | ||
Gleich wieder weiter wandern. | ||
3. | Wo mir ein voller Becher blinkt – | |
Den möcht ich sehen, der mich zwingt, | ||
Daß ich das Gottgeschenke | ||
Nicht voller Freuden tränke! | ||
Beim Schopfe nimm den Augenblick! | ||
Das ist mein Spruch, das ist mein Schick, | ||
Ich hasse was da staubig, | ||
Nur an das Frische glaub' ich! |
Waldmeisters Brautfahrt. Ein Rhein- Wein- und Wandermärchen von Otto Roquette. Stuttgart u. Tübingen: J. W. Gotta'scher Verlag 1851, S. 5f.
DVA: B 50592
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27.07.2012 09:23