A. Hier zu Wassiani in dem Lager
(Transkaukasien 1928)
Text und Melodie: anonym
| 1. | Hier zu Wassiani in dem Lager | |
| Ging uns verloren unser Freund, | ||
| Wer weiss wie das ja ist geschehen, | ||
| Wer weiss, wie mag's gegangen sein. | ||
| 2. | Unser Bruder, Wilhelm Greiner | |
| Er wollte fahren auf die Station, | ||
| Kein Mensch, kein Auge hat's gesehen, | ||
| Allein der Herr von oben weiss. | ||
| 3. | Er hat sein Liebchen hinterlassen, | |
| Er ist geschieden von der Welt, | ||
| Er musste hier sein Leben lassen, | ||
| Des Pferdes Huf' war hier sein Tod. | ||
| 4. | Des Morgens früh tritt aus dem Lager | |
| Herr Wilhelm Stark der Heimat zu. | ||
| Da traf er des verstorbenen Helden | ||
| Die Eltern bei dem Weizenkorn. | ||
| 5. | Sie ernten ganz ohne Sorgen, | |
| Und dachten nicht an ihren Sohn, | ||
| Da kam die Nachricht schon am Morgen, | ||
| Dass nun geschieden sei ihr Sohn. | ||
| 6. | Als dies sein Liebchen hat erfahren, | |
| Da sank sie auf die Erde hin, | ||
| Dass ihr Geliebter sei erschlagen, | ||
| Schrie sie: "Ist das der Liebe Lohn?" | ||
| 7. | Des Abends spät um Uhr halb achte | |
| Dort in dem Lager kamen an | ||
| Der Bruder und der Schwiegervater, | ||
| Ja des verstorbnen unsres Freund. | ||
| 8. | Sie suchten ihn herauszubitten | |
| Ihn zu begraben in dem Hain, | ||
| Doch alles das war schwer zu machen, | ||
| Wein niemand wusste wie's geschah. | ||
| 9. | Des gleichen Tages, spät am Abend, | |
| Die Soldaten den Leichnam luden auf, | ||
| Sie fuhren selber mit dem Wagen, | ||
| Mit Wilhelms Leichnam dann nach Haus. | ||
| 10. | Er wurd' begraben – das war traurig, | |
| Sein Liebchen an dem Sarge stand, | ||
| Sie schrie: "Ach Wilhelm, lieber Wilhelm, | ||
| Lass deine Augen mich noch sehen." | ||
| 11. | Er wurd' getragen von vier Soldaten, | |
| Das war Ernst Frick und Jakob Koch, | ||
| Und an dem hintern Teil des Sarges | ||
| Trug Heinrich Spitz und Wilhelm Stark. | ||
| 12. | Kaum in drei Wochen nach dem Tode | |
| Des Helden Wilhelms sah man schon, | ||
| Dass an dem Hügel seines Grabes | ||
| Sein Liebchen stand ganz kummervoll. | ||
| 13. | Doch aber das war nichts geringes, | |
| Von ihrer Seite war das schön. | ||
| Da kam ein andrer von der Seite, | ||
| Umarmte sie und ging mit ihr. | ||
Aufgezeichnet in der Kolonie Marienfeld, Kreis Tiflis (Transkaukasien) im Sommer 1928 durch Viktor Schirmunski; Gewährsperson: für die Textaufzeichnung nicht vermerkt, für die Melodie: Marie Weipert (21 J. alt), Datum der Tonaufzeichnung: 7. November 1928.
DVA: DVL – M 45, Nr. 1 (T) (Text) und DVL – T I, Nr. 32 b (Tonträger sowie Melodietranskription auf Karteikarte)
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104 – 25 – 285 (286) (Text)
IRLI Phonogrammarchiv: DL 488.03 (Tonträger) sowie Melodietranskription auf Karteikarte
Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.
last modified
16.09.2013 01:00