D. Heute scheid' ich heute wandr' ich
(Liederbuch 1833)
Text: Friedrich Müller (1749–1825)
Melodie: Friedrich Ernst Fesca (1789–1826)
Soldaten - Abschied | ||
1. | Heute scheid' ich heute wandr' ich, | |
keine Seele weint um mich. | ||
Sind's nicht diese, sind's doch | Andre, | [S. 267] | |
die da trauern, wenn ich wandre, | ||
holder Schatz ich denk' an dich. | ||
2. | An dem Bachstrom hängen Weiden, | |
In den Thälern liegt der Schnee: | ||
Trautes Kind, ich muß nun scheiden, | ||
Muß nun unsre Heimath meiden, | ||
Tief im Herzen thut mir's weh. | ||
3. | Hunderttausend Kugeln pfeifen | |
Ueber meinem Haupte hin! | ||
Wo ich fall', scharrt man mich nieder | ||
Ohne Klang und ohne Lieder, | ||
Niemand fraget, wer ich bin. | ||
4. | Du allein wirst um mich weinen, | |
Siehst du meinen Todesschein. | ||
Trautes Kind, sollt' er erscheinen, | ||
Thu' im Stillen um mich weinen, | ||
Und gedenk' auch immer mein. | ||
5. | Heb' zum Himmel unsern Kleinen, | |
Schluchz': nun todt der Vater dein! | ||
Lehr' ihn beten! gieb ihm Segen! | ||
Reich' ihm seines Vaters Degen! | ||
Mag die Welt sein Vater sein. | ||
6. | Hörst? die Trommel ruft zu scheiden: | |
Drück' ich dir die weiße Hand. | ||
Still' die Thränen! laß mich scheiden! | ||
Muß nun für die Ehre streiten, | ||
Streiten für das Vaterland. | | [S. 268] | |
7. | Sollt' ich unter freiem Himmel | |
Schlafen in der Feldschlacht ein: | ||
Soll aus meinem Grabe blühen, | ||
Soll auf meinem Grabe glühen | ||
Blümchen süß: Vergiß nicht mein! |
Liederbuch für deutsche Künstler. Hrsg. von Franz Kugler und R. Reinick. Berlin: Vereins-Buchhandlung 1833, S. 266–268 (Nr. 187).
DVA: V 3/3151
Dort folgende Urheberangaben: Melodie "Fesca"; Text "Maler Müller".
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19.09.2012 12:23