Edition B: Melodie von Bernhard Klein 1818 copied.
B. Freiheit die ich meine
(Melodie von Bernhard Klein 1818)
Text: Max von Schenkendorf (1783–1817)
Melodie: Bernhard Klein (1793–1832)
1. | Freiheit die ich meine, | |
die mein Herz erfüllt, | ||
komm mit deinem Scheine, | ||
süßes Engelbild, | ||
magst du nie dich zeigen | ||
der bedrängten Welt, | ||
führest deinen Reigen | ||
nur am Sternenzelt? | ||
2. | Auch bei grünen Bäumen | |
in dem lustgen Wald, | ||
unter Blüthenträumen | ||
ist dein Aufenthalt. | ||
Ach! das ist ein Leben, | ||
wenn es weht und klingt, | ||
wenn dein stilles Weben | ||
wonnig uns durchdringt. | ||
3. | Wenn die Blätter rauschen | |
süßen Freundesgruß, | ||
wenn wir Blicke tauschen, | ||
Liebeswort und Kuß. | ||
Aber immer weiter | ||
nimmt das Herz den Lauf, | ||
auf der Himmelsleiter | ||
steigt die Sehnsucht auf. | | [S. 52] | |
4. | Aus den stillen Kreisen | |
kommt mein Hirtenkind, | ||
willl der Welt beweisen, | ||
was es denkt und minnt. | ||
Blüht ihm doch ein Garten | ||
reift ihm doch ein Feld, | ||
auch in jener harten | ||
steinerbauten Welt. | ||
5. | Wo sich Gottes Flamme | |
in ein Herz gesenkt, | ||
das am alten Stamme | ||
treu und liebend hängt; | ||
wo sich Männer finden, | ||
die für Ehr und Recht | ||
muthig sich verbinden, | ||
weilt ein frei Geschlecht. | ||
6. | Hinter dunklen Wällen, | |
hinter ehrnem Thor | ||
kann das Herz noch schwellen | ||
zu dem Licht empor. | ||
Für die Kirchenhallen, | ||
für der Väter Gruft, | ||
für die Liebsten fallen, | ||
wenn die Freiheit ruft: | ||
7. | Das ist rechtes Glühen | |
frisch und rosenroth; | ||
Heldenwangen blühen | ||
schöner auf im Tod. | ||
Wollest auf uns lenken | ||
Gottes Lieb und Lust. | ||
Wollest gern dich senken | ||
in die deutsche Brust. | ||
8. | Freiheit die ich meine, | |
die mein Herz erfüllt, | ||
komm mit deinem Scheine | ||
süßes Engelbild; | ||
Freiheit, holdes Wesen, | ||
gläubig, kühn und zart, | ||
hast ja lang erlesen | ||
dir die Deutsche Art. |
Deutsche Lieder für Jung und Alt. Berlin: In der Realschulbuchhandlung 1818, S. 51f. (Nr. 49).
DVA: V 3/2725
Editorische Anmerkung:
Die Zuschreibung der Melodie nach: Unsere volkstümlichen Lieder von Hoffmann von Fallersleben. Vierte Auflage hrsg. und neu bearb. von Karl Hermann Prahl. Leipzig 1900, S. 97.
last modified
21.06.2012 10:45