B. Es wollt ein Schneider wanderen
(Liederhandschrift Salzburg 1777)
Text: anonym
Musik: P. Meingosus Gaelle (1758–1816)
1. | Es wollt ein schneider wanderen | |
am Montag in der fruh, | ||
begegnet ihm der teufel | ||
hat weder strimpf noch schuh. | ||
He He du schneider gsell | ||
du mußt mit mir in d höll | ||
du mußt uns teufel kleiden | ||
es gehe wie es wöll. | ||
2. | Und bald der Schneider in d höll nei kam | |
Nahm er sein Elenstab | ||
Er schlug alln teufeln büggel lam | ||
die höll wohl auf und ab. | ||
He He! du Schneider gsell | ||
Du mußt meh aus der höll | ||
Wir brauchen Nichts zu messen, | ||
Es gehe, wie es wöll. | | [S. 73a] | |
3. | Nachdem er all gemessen hat, | |
Nahm er sein lange Scheer, | ||
Er stuzt alln teufeln d schwänzl ab, | ||
Sie hupfen hin und her. | ||
He He! du Schneider gsell | ||
Scherr dich nur aus der höll, | ||
wir brauchen nichts zu stutzen | ||
Es gehe, wie es wöll. | ||
4. | Drauf nahm er glei sei begeleis, | |
und warf es wohl ins feuer, | ||
Er bögelt n teufeln d'falten aus, | ||
Sie schreien ungeheur. | ||
He He! du schneidergsell, | ||
Reiß du nur aus der höll, | ||
wir brauchen nichts zu pögeln | ||
Es gehe wie es wöll. | ||
5. | Darauf nahm er sein pfrümen | |
und stach die teufel in Köpf, | ||
Er sagt halt still: ich bin schon da. | ||
So sezt man beÿ uns die Knöpf. | ||
He He! du schneider gsell | ||
geh einmal aus der höll | ||
Wir brauchen keine Kleider | ||
Es gehe wie es wöll. | ||
6. | Darauf nahm er sein Nadel, | |
Und fangt zu stechen an, | ||
Er flickt den teufeln d löcher zu | ||
So eng er immer kann. | ||
He He! du schneider gsell, | ||
pack dich nur aus der höll, | ||
Sonst können wir nicht farzen | ||
Es gehe wie ihm wöll. | ||
7. | Darauf kam nun der lucifer | |
und sagt: Es ist ein graus, | ||
Kein teufel hat kein schweifel mehr, | ||
Jagt ihn zur höll hinaus. | ||
He He! du Schneider gsell | ||
Marschier gleich aus der höll | ||
wir brauchen keinen schneider, | ||
Es gehe wie es wöll. | ||
8. | Drauf fangt er an zu schneiden, | |
das ding hätt ziemlich brennt, | ||
Er hot den teufeln mit gewalt | ||
die Fleck vom hintern trent. | ||
He He! du Schneider gsell, | ||
troll dich itzt aus der höll | ||
sonst brauchen wir den Bader, | ||
Es gehe wie es wöll. | ||
9. | Nachdem er nun hat aufgepackt | |
War ihm nun erst recht wohl, | ||
da ware er ganz unverzagt | ||
Lacht sich den buggel voll | ||
gieng eilends aus der höll, | ||
und blieb ein schneider gsell, | ||
Nahm Abschied von den teufeln | ||
und ließ sie in der höll. |
Das / Unschuldige Vergnügen. / Bestehend / in / LX Ausserlesten, Ernst / Und Schertz Haften, doch Jedes- / mal Sehr Eingerzogennen Lieder. / gesammelt, / vndt zwahr auff die Harpfen Eingericht vndt / Mäistens mit Neuen arien versehen, auch zu / größerem Nachtruk mit zwey Violinen versterckhet / von / F. M. Gölle [sic], / der H. Gottes Gelehrtheit vndt geistlichen / Rechten Beflissenen, in saltzburg. / Ihm Jahre MDCCLXXVII [Liederhandschrift], S. 72b–73a (Nr. 49 [52]).
DVA: M 318/1-3 (Kopie; Original: Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Sign.: Mus Hs. 19029 Mus)
Editorische Anmerkung:
In der von Emil Karl Blümml vorgelegten Edition der Liederhandschrift wird nur die Melodie des Liedes, der Text in einer etwas anderen Lesart wiedergegeben; vgl. Die Liederhandschrift des Weingartner Benediktiners P. Meingosus Gaelle aus dem Jahr 1777. Als Beitrag zur Geschichte des geistigen und studentischen Lebens an der Benediktiner Universität Salzburg. Hrsg. von Emil Karl Blümml. Wien 1912 (Quellen und Forschungen zur deutschen Volkskunde 8), S. 69f.
last modified
08.07.2009 08:58