C. Es waren zwei Waisenkinder
(Pommern 1928)
Text und Melodie: anonym
Scan der Editionsvorlage
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1. | Es waren zwei Waisenkinder, | |
die gingen zum Friedhof hin. | ||
Sie gingen zum Grabe der Mutter | ||
und weinten in stillem Sinn. | ||
2. | "Ach Mutter, liebste Mutter, | |
gieb uns ein Stückchen Brot; | ||
Denn wir haben eine Stiefmutter | ||
und leiden so große Not." | ||
3. | Da öffnet sich die Erde, | |
die Mutter tritt hervor. | ||
Sie nahm das jüngste der Kinder | ||
und drückt es an ihre Brust. | ||
4. | Dem Ältsten gab sie ein Körbchen | |
und sprach die Worte dazu: | ||
"Zieh hin, du friedsames Mädchen | ||
und wandle von Tür zu Tür. | ||
5. | Und wenn du etwas bekommest, | |
so danke Gott dafür, | ||
bis wir uns einst wiedersehen | ||
im himmlischen Paradies." |
Aufzeichnung des Lehrers Johannes Haller in Wojenthin, Kreis Bublitz (Pommern), um 1928.
DVA: A 106 030
Editorische Anmerkung:
Der Liedsammler gab folgende Kontextinformationen zu seiner Aufzeichnung:
"Vorstehendes Lied stammt aus dem Gutsdorfe Wojenthin, Kr. Bublitz. Es wird dort von den Mädchen und Burschen nach Feierabend gesungen. Eine zweite Stimme ev. Variation habe ich nie gehört. Wie das Lied ins Dorf gekommen ist, weiß man nicht mehr. Charakteristisch ist im 5. Takt der lange Ton auf d, den ich mit einer Fermate bezeichnet habe."
Hallers Liedaufzeichnung wurde damals durch Studienrat Schultze aus Belgard (Pommern) an das Pommersche Volksliedarchiv übermittelt, wo sie am 21. Juli 1928 einging. Diese Quelle wurde zur Grundlage der Edition der Ballade in - Pommersche Volksballaden. Hrsg. vom Pommerschen Volksliedarchiv [Lutz Mackensen], unter Mitwirkung von Hans Engel und F. M. Goebel. Ausgabe B: Mit Anhang. Leipzig: Eichblatt-Verlag (Max Zedler) o. J. [1933], S. 96 (Nr. 105) und S. 156.
Mackensen weist im Anhang darauf hin, dass von dieser Ballade damals noch zwei weitere Aufzeichnungen im Pommerschen Volksliedarchiv vorlagen: aus Reinwasser (mit 4 Strophen) und aus Neu-Maldewin (5 Strophen); letztere ist auch im Deutschen Volksliedarchiv überliefert, eingesandt von Edith Köller, Neu-Maldewin, Kreis Regenwalde, am 8. September 1930 (siehe DVA: A 124628).
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15.08.2013 01:14