Edition C: Des Knaben Wunderhorn 1806 copied.
C. Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene
(Des Knaben Wunderhorn 1806)
Text: Christian Weise (1642–1708)
Die Rose. | ||
1. | Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene, | |
Und rühre zwar die keuschen Blätter an, | ||
Daher ich Thau und Honig schöpfen kann, | ||
Doch lebt ihr Glanz und bleibet immer grüne, | ||
Und also bin ich wohlgemüht, | ||
Weil meine Rose blüht. | ||
2. | Die Rose blüht, Gott laß den Schein verziehen, | |
Damit die Zeit des Sommers langsam geht, | ||
Und weder Frost noch andere Noth entsteht, | ||
So wird mein Glück in dieser Rose blühen, | ||
So klingt mein süßes Freuden-Lied: | ||
Ach, meine Rose blüht! | ||
3. | Die Rose blüht, und lacht vor andern Rosen | |
Mit solcher Zier und Herzempfindlichkeit, | ||
Daß auch mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut, | ||
Mit keiner Blum im Garten liebzukosen, | ||
Weil Alles, was man sonsten sieht, | ||
In dieser Rose blüht. |
Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von Achim von Arnim und Clemens Brentano. 3 Bände, Heidelberg 1806-1808, Band I, S. 251. Siehe auch die historisch-kritische Ausgabe hrsg. von Heinz Rölleke, Teil 1: Text. Stuttgart u. a. 1975 (Sämtliche Werke und Briefe von Clemens Brentano, Band 6), S. 236.
DVA: V 1/323, aa
Dort folgende Angabe zur Herkunft: "Christian Weisens drei klügsten Leute. Leipzig 1684. S. 234".
last modified
08.07.2009 09:58