Edition D: Wandervogel-Liederbuch 1910 copied.
D. Der Winter ist ein rechter Mann
(Wandervogel-Liederbuch 1910)
Text: Matthias Claudius (1740–1815)
Melodie: anonym
1. | Der Winter ist ein rechter Mann, | |
kernfest und auf die Dauer; | ||
sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an, | ||
er scheut nicht süß noch sauer. | ||
2. | Aus Blumen und aus Vogelsang | |
weiß er sich nichts zu machen; | ||
haßt warmen Trank und warmen Drang | ||
und alle warme Sachen. | | [S. 52] | |
3. | Doch wenn die Füchse bellen sehr, | |
wenn's Holz im Ofen knittert, | ||
und um den Ofen Knecht und Herr | ||
die Hände reibt und zittert. | ||
4. | Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht, | |
und Teich und Seen krachen, | ||
das klingt ihm gut, das haßt er nicht, | ||
dann will er tot sich lachen. | ||
5. | Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus, | |
beim Nordpol an dem Strande, | ||
doch hat er auch ein Sommerhaus | ||
im lieben Schweizerlande. | ||
6. | Da ist er denn bald dort bald hier, | |
gut Regiment zu führen, | ||
und wenn er durchzieht, stehen wir | ||
und sehn ihn an und frieren. |
Liederborn. Hrsg. von L. Carrière und W. Werckmeister. Charlottenburg: Selbstverlag L. Carrière [1910], S. 51f.
DVA: V 3/5300
Dort folgende Angabe zur Herkunft des Textes: "Matthias Claudius 1740–1815."
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25.06.2013 11:43