D. Das Manifest der Kaiserin
(Ukraine 1927)
Text: anonym
Scan der Editionsvorlage
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| Melodie: Steh ich in finstrer Mitternacht. | ||
| 1. | Das Manifest, die Kaiserin, | |
| Sie denkt ja nach den Deutschen hin, | ||
| Sie sollen pflanzen Brot und Wein, | ||
| Und sollen auch Kolonisten sein. | ||
| 2. | Ein Kolonist sein mir nicht mehr | |
| Mir müssen tragen das Gewehr. | ||
| Mir stammen an dem deutschen Reich | ||
| Doch jetzt sein mir den Russen gleich | ||
| 3. | Die Kaiserin hat sehr betrogen. | |
| Sibilla hat doch nicht gelogen. | ||
| Was sie uns hat vorhergesagt, | ||
| Das ist schon alles vollgebracht. | ||
| 4. | O grosse Angst, o hartes Wort! | |
| Jetzt müssen unsre Kinder fort. | ||
| Und diese Angst und diese Not | ||
| Es wird uns kränken bis den Tod. | ||
| 5. | Wenn wir nun hätten weisses Brot, | |
| Dann täten wir danken dem liewen Gott. | ||
| Mit guter Kost können wir's bestehn, | ||
| Und schlechte möchten wir keine sehn. | ||
| 6. | Soldaten sind ja keine Hund, | |
| Es ist ihm alles gut genug. | ||
| Mit guter Kost können wir's bestehn, | ||
| und schlechte möchten wir keine seh'n. | ||
Aufgezeichnet in der Kolonie Selz (Kutschurgan), Ukraine von G. Schönfeld. Einsendung an Viktor Schirmunski, Winter 1928.
DVA: DVL – M 3, Nr. 1
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104 – 12 – 4, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.
last modified
23.03.2010 10:59