A. Das Manifest der Kaiserin
(Wolgakolonien 1914)
Text: anonym
Das Manifest. | ||
1. | Das Manifest der Kaiserin, | |
Es dachte nach den Deutschen hin: | ||
Sie sollten pflanzen Brot und Wein | ||
Und sollten auch Kolonisten sein. | ||
2. | Wie verließen unser Vaterland | |
Und zogen in das Russenland. | ||
Die Russen warn uns sehr beneidt, | ||
Und weil wir warn so lang befreit, | ||
3. | So brachten sie's dahin mit List, | |
Daß wir nicht mehr sollten sein Kolonist. | ||
Ei keine Kolonisten sind wir mehr | ||
Und müssen tragen das Gewehr. | ||
4. | Ja, was doch durch den Neid geschicht! | |
Hat man das Manifest vernicht! | ||
Wir stammen aus dem Deutschen Reich, | ||
Und jetzt sind wir den Russen gleich. |
Volkslieder und Kinderreime aus den Wolgakolonien, gesammelt und mit einem Anhang von Rätseln zum 150jähr. Jubiläum der Wolgakolonien hrsg. von J[ohannes] E[rbes] und P[eter] S[inner], Saratow 1914, S. 177 (Nr. 191).
DVA: V 1/3090
Anmerkung der Herausgeber: "Die vier letzten Strophen sind aus Bedenken im Hinblick auf die Zensur fürs erste ausgefallen". (S. 241)
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08.07.2009 09:57