B. Das Leben gleicht den Jahreszeiten
(Mildheimisches Liederbuch 1799)
Text: nach Johann Samuel Patzke (1727–1787)
Musik: Johann Adam Hiller (1728–1804)
1. | Das Leben gleicht den Jahreszeiten. | |
Der Frühling ist die Zeit der Saat; | ||
der schmeckt der Erndte Süssigkeiten, | ||
wer ihn dazu genützet hat. | ||
2. | Der Sommer reift die vollen Aehren; | |
der Herbst theilt milde Früchte aus; | ||
der Winter kommt, sie zu verzehren, | ||
und findet ein gefülltes Haus. | | [S. 52] | |
3. | Es fließe mir dann nicht vergebens, | |
der Frühling meiner Jahre hin: | ||
auf Kenntnisse zum Glück des Lebens | ||
und Tugenden geh' mein Bemühn. | ||
4. | Daß man in meinem Sommer sage: | |
"Seht, seine Erndte, sie ist groß"! | ||
Dann fällt im Herbste meiner Tage, | ||
auch Frucht in manches Dürft'gen Schoos. | ||
5. | Und ich darf nicht das Alter scheuen; | |
ich bin an weisem Vorrath reich. | ||
Ich kann mich meines Winters freuen: | ||
denn nichts ist meinen Schätzen gleich. |
Mildheimisches Lieder-Buch von 518 lustigen und ernsthaften Gesängen über alle Dinge in der Welt und alle Umstände des menschlichen Lebens, die man besingen kann. Gesammelt für Freunde erlaubter Fröhlichkeit und ächter Tugend, die den Kopf nicht hängt von Rudolph Zacharias Becker. Gotha 1799, S. 51f. (Nr. 94). – Musikalischer Satz: Melodien zum Mildheimischen Liederbuche für das Piano-Forte oder Clavier. Gotha 1799, S. 115 (Nr. 94).
DVA: V 3/2238 und V 3/2238, b
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08.07.2009 09:57