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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Als ich ein junger Mannesknabe Edition B: Krim 1927
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B. Ich ein junge Bursche Kampen

(Krim 1927)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Kaukasisches Kriegslied.

1. Ich ein junge Bursche Kampen (?),
Alt von einundzwanzig Jahre,
In den schönsten Jahren mein
Muss ich bei der Losung sein.
 
2. Dort hat mich das Los getroffen
Hat mir gleich das Herz gebrochen,
Wenn ich wüsst, was dort wird sein –
Ein Jammertal und Angst und Pein.
 
3. Zu Hause lebt ich ja in Frieden.
Niemand hat mir zu gebieten.
Konnt mich mit der Jugend freun,
Aber dort wird's anders sein.
 
4. Schon in meinen jungen Jahren
Muss ich in den Krieg jetzt fahren,
Verlassen meines Vaters Haus,
Muss in die weite Welt hinaus.
 
5. Ach, was für Schmerz, dass wird ihr wissen,
Die so scheiden müssen.
Aber Gott hilft allen aus,
Bringt uns wieder glücklich heim.
 
6. Drei Jahre hab ich ausgestanden.
Umgekehrt zu den Verwandten
In das treue Vatershaus
Als wär aller Jammer aus.
 
7. Grosser Gott, was hört man wieder?
Was schreibt unsrer Kaiser wieder?
Deutschland bricht zu uns herein
Alle müssen fertig sein.
 
8. Vieles Blut ist schon vergossen.
Ganze Haufen sind verschossen.
In das kühle Grab gelegt,
Dass sich Herz und Seel bewegt.
 
9. Viele Toten hat's gegeben.
Viel Verwunden, die noch leben.
Viele in die Luft gesprengt.
Herr mach doch dem Krieg ein End.
 
10. Viele Waisen hat's gegeben.
All in ihrem ganzen Leben
Werden ganz verstossen sein
Ohne Eltern ganz allein.
 
11. Manches Weib das wird dann fragen,
Wenn Bekannte kehren heim,
Und er wird ihr zur Antwort geben:
Dein Mann liegt weit im Feld zurück.
 
12. Manche Kinder werden ihre Mutter fragen:
Wann kommt unsrer Vater heim?
[...]
Oder bleibt er ewig aus?
 
13. Ach, mein Schatz, wird für mich beten,
Es möcht einmal doch Frieden geben.
|: Ach, wenn's einmal nur Frieden wär :|
 
14. Dieses Liedlein hat geschrieben
Sieh die Heimat an, die Lieben,
Ein Soldat in dunkler Nacht
Hat dies Liedlein so erdacht.


Aufgezeichnet in der Kolonie Neu-Darmstadt (Halbinsel Krim, Ukraine) im Jahr 1927 durch Viktor Schirmunski; Gewährsperson: Rosalie Schöner; Abschrift aus deren handschriftlichem Liederheft.
DVA: DVL – M 7, Nr. 2
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104 – 12 – 26, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.


Editorische Anmerkung:
1. Str., Vers 1: "Ich ein junge Bursche Kampen": eine sinnentstellende Abwandlung; in einer anderen Versionen aus der Ukraine (s.u.) lautet diese Stelle "Ich, ein armer Bauersknabe". Vgl. auch die Varianten, die im Kreis Leningrad aufgezeichnet wurden (s. Edition A).
1. Str., Vers 4: "Losung": Losverfahren, mit dem ermittelt wurde, welche der 21-jährigen Männer zum Militärdienst eingezogen wurden.
7. Str., Vers 2: "der Kaiser" ist in diesem Fall der russische Zar Nikolaus II.
11. Str.: dies ist die Variante einer Strophe von "Wie sieht's auf im Fernen Osten", einem Soldatenlied aus dem Russisch-Japanischen Krieg (1905).

Im Jahr 1926 wurde von Viktor Schirmunski noch eine weitere, inhaltlich sehr ähnliche Textvariante in der Ukraine aufgezeichnet: ebenfalls eine Abschrift aus einem handschriftlichen Liederheft, Gewährsperson: Helene Faber, Aufzeichnungsort: Kolonie Rybalsk bei Jekaterinoslaw (DVA: DVL – M 7, Nr. 1). Diese Fassung trägt den Titel "Aus dem Weltkrieg". Sie ist fragmentarisch und besteht aus vier vollständigen sowie zwei bruchstückhaften Strophen mit nur 1 bzw. 2 Versen. Bis auf die letzte Strophe entsprechen diese Textpassagen im Wesentlichen der oben edierten Fassung. Die letzte Strophe lautet in der Aufzeichnung von 1926:

"Alle Soldaten sind gefordert
Von dem Kaiser hinbeorde[r]t
Auf das Schlachtfeld hinzugehn,
Für das Vaterland zu stehn [...]."

Sie entspricht der achten Strophe der im Kreis Leningrad aufgezeichneten Liedfassungen (s. Edition A).
last modified 22.12.2010 11:35
 

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