Das gemischtsprachige deutsch-russische Scherzlied "Alle Jahr na kaschdyi God" war Ende der 1920er Jahre unter russlanddeutschen Siedlern der Wolgaregion bekannt.

I. Der bislang einzige Beleg des Liedes wurde von der Volkskundlerin Emma Dinges 1929 im russlanddeutschen Dorf Blumenfeld aufgezeichnet (Edition A). Seine fünf Strophen sind eine Aneinanderreihung scherzhafter Reime, die ein gut Teil ihres spielerischen Charakters aus der Dopplung sprachlicher Wendungen erhalten: deutschsprachige Begriffe und Formulierungen werden auf russisch wiederholt; die Wörter werden so ausgewählt, dass sie einen scherzhaften Reim ergeben. Der Inhalt des Liedes oder die erzählerische Stringenz sind eher zweitrangig. So hebt "Alle Jahr na kaschdyi God" mit der jährlichen Wiederkehr des Weihnachtsfestes an, verweilt dann zwei Strophen lang bei den "Weibsleut'", die man auch als unverheirateter Mann lieben kann, um schließlich in eine Aufzählung von Eigennamen zu münden, die mit einem passenden Reim abgeschlossen wird.

II. Weitere Belege dieses Scherzliedes liegen bislang nicht vor, so dass zur Entstehung und Rezeption von "Alle Jahr na kaschdyi God" derzeit nichts weiter bekannt ist. Wie etliche andere russlanddeutsche Scherzlieder auch, war vermutlich auch dieses eine ad-hoc-Dichtung und nur von begrenzter regionaler und zeitlicher Verbreitung.

INGRID BERTLEFF
(Juli 2009)

• Ungedruckte Quellen: —
• Gedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
• Bild-Quellen: —
• Tondokumente: —