Edition D: Volksliedsammlung 1863 copied.
D. Ade zur guten Nacht
(Volksliedsammlung 1863)
Text und Musik: anonym; Str. 3: Eduard Mörike (1804–1875)
Ade zur guten Nacht. | ||
1. | Ade zur guten Nacht! | |
jetzt ist der Schluß gemacht, | ||
daß ich muß scheiden. | ||
Im Sommer wächst der Klee, | ||
im Winter schneit's den Schnee, | ||
da komm' ich wieder. | | [S. 71] | |
2. | Es trauern Berg und Thal, | |
Wo ich viel tausendmal, | ||
Bin drüber gangen; | ||
Das hat deine Schönheit gemacht, | ||
Die mich zum Lieben gebracht | ||
Mit großem Verlangen. | ||
3. | Das Brünnlein rinnt und rauscht | |
Wol dort am Holderstrauch, | ||
Wo wir geseßen. | ||
Wie manchen Glockenschlag | ||
Da Herz bei Herzen lag, | ||
Das hast du vergeßen! | ||
4. | Die Mädchen in der Welt | |
Sind falscher als das Geld | ||
Mit ihrem Lieben. | ||
Ade zur guten Nacht! | ||
Jetzt ist der Schluß gemacht, | ||
Daß ich muß scheiden. |
Die schönsten Deutschen Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Singweisen. Gesammelt und hrsg. von Georg Scherer (1863). Faksimile-Druck Wiesbaden: Opera-Verlag 1976, S. 70f.
DVA: V 1/18556
Dort folgende Herkunftsangabe:
"Mündlich aus Franken; aus Hessen (Hanau) durch H. Reder 1853" sowie Verweise auf folgende Liederbücher: "Vgl. Fink, musik. Hausschatz 469 ('nach dem Anfang eines alten Volksl. umgedichtet') [Edition B] u. 'Auswahl deutscher Lieder', 7. A. (Lpzg. Serig 1859) 443" (S. 152).
Editorische Anmerkung:
Die dritte ("Brünnlein"-)Strophe erhielt Georg Scherer von Eduard Mörike; vgl. Eduard Mörike: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bd. 17: Briefe 1857–1863. Hrsg. von Regina Cerfontaine und Hans-Ulrich Simon. Stuttgart 2002, S. 166 (Brief Mörikes an Scherer vom 15. Dez. 1861) u. 702–704 (Anmerkungen). Scherer veränderte den letzten Vers der von Mörike vorgeschlagenen Ergänzungsstrophe (die ursprünglich "Das sey vergessen" lautete). – Mörike verwendet das in zahlreichen Liebesliedern zu findende Bild des fließenden Brünnleins – Metapher für eine lebhafte erotische Beziehung –, das hier "am Holderstrauch" (Holunder) "rinnt und rauscht": Der Holunder wurde im Brauchtum mit dem Verlust der Jungfräulichkeit in Verbindung gebracht (Wörterbuch der deutschen Volkskunde. 3. Aufl. neu bearb. von Richard Beitl. Stuttgart 1974, S. 380).
Das Lied ist mit folgender Abbildung illustriert (Holzschnitt nach Zeichnung von Andreas Müller):

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29.11.2011 11:42