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Und jetzt gang i an Peters Brünnele


Das aus einer Reihung z. T. traditioneller, z. T. in den Nachkriegsjahren neu entstandener Gstanzln bestehende Scherzlied "Und jetzt gang i an Peters Brünnele" ist aus einem Ende des 19. Jahrhunderts in Tirol aufgezeichneten Trinklied hervorgegangen. Vor 1950 ist es in Gebrauchsliederbüchern nur selten, danach relativ häufig belegt. Bis auf die Ähnlichkeit des Incipits besteht zu dem Lied "Jetzt gang i ans Brünnele" keinerlei Verbindung.

I. Das wohl populärste Liederbuch der westdeutschen Wirtschaftswunderjahre, "Die Mundorgel", enthält eine Anzahl vor allem von Jugendgruppen gern gesungener Scherzlieder, darunter auch "Und jetzt gang i an Peters Brünnele" (Edition C). Das Lied umfasst sieben Strophen, die am Modell alpenländischer Schnaderhüpfel orientiert und wie diese sicherlich z. T. aus dem Stegreif entstanden sind. Die Strophen-Vierzeiler bieten jeweils eine spaßhafte Pointe ("Und der Fritz in der Schule / schrieb im Aufsatz 'ne "Vier"; / und da spielte sein Vater / auf dem Südpol Klavier") und münden in einen jodlerartigen Refrain ("Holladi holleradihia…"); bei geselligen Anlässen dürfte das Lied – entgegen der Aussage der letzten Strophe – meist eher lauthals als "klar und schön" gesungen worden sein (s. entsprechend Die Affen rasen durch den Wald).

II. Während die Strophen 2–7 der "Mundorgel"-Fassung von "Und jetzt gang i an Peters Brünnele" Schöpfungen der Nachkriegszeit sind, ist das erste Gstanzl schon Ende des 19. Jahrhunderts belegt, und zwar als dritte Strophe des Liedes "Hiaz giahn ma auß'n in Gamberg", das 1890 in Tirol aus dem Mund eines Maurers aufgezeichnet wurde und erstmals 1897 in einer Bearbeitung Josef Pommers für vierstimmigen Männerchor erschien (Edition A). Um ein "Männer-Lied" handelt es sich auch insofern, als darin von Alkohol und Frauen gesungen wird: "Hiaz giahn ma auß'n zun Peterbründl [Wirtshaus bei Innsbruck], / då trink mar an Wein, / und da hör'n mir in Guggu / aus der Måßflåsch'n schrein." Der zweite Teil dieser Strophe ist vermutlich eine Anspielung darauf, dass "der alkoholisierte Mensch absurde und phantastische Vorstellungen haben kann" (Noll 1979). Leicht verändert rückte diese Strophe in der Folge an den Anfang textlich teilweise stark voneinander abweichender Lieder im Schnaderhüpfel-Stil (vgl. Edition B, Edition C). Die konkrete lokale Bezugnahme verlor sich dabei rasch ("Peters Brünnele" – wie überwiegend tradiert – ist ein fiktiver Ort, den sich jeder Liedträger ausmalen konnte und kann). Im Prozess der Liedweitergabe setzte sich zudem eine "merkwürdige" Lesart (Noll) der letzten Strophenzeile durch ("und da hör i an Kucku / aus der Moosbuden schrein"). Eine breitere Rezeption von "Und jetzt gang i an Peters Brünnele" in Gebrauchsliederbüchern setzt erst in den 1950er Jahren ein. Belege auf Tonträgern sind selten.

TOBIAS WIDMAIER
Quellenrecherche: JOHANNA ZIEMANN
(November 2012)



Weiterführende Literatur
  • Günther Noll: Liedmonographie und Gebrauchsliededition. In: ad marginem. Randbemerkungen zur Musikalischen Volkskunde 43/1979, o. S.


Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: kaum Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: sehr häufig in Gebrauchsliederbüchern
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: selten auf Tonträger
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Tobias Widmaier: Und jetzt gang i an Peters Brünnele (2013). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/und_jetzt_gang_i_an_peters_bruennele/>.


© Deutsches Volksliedarchiv

last modified 31.12.2013 04:47
 

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