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Liederlexikon

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O weichet ihr Sorgen


Das Kalenderlied "O weichet ihr Sorgen von Jahren zu Jahren" ist nur aus der Zeit um 1800 durch Liedflugschriften aus dem norddeutschen Raum überliefert. Der Liedtext weist starke Parallelen auf zu dem in Ost- und Südosteuropa verbreiteten Zwölf-Monatslied "So hasset die Sorgen, verjaget sie gar".

I. Das Lied "O weichet ihr Sorgen" findet sich in mehreren undatierten Liedflugschriften aus Hamburg, die zum einen in der Brauerschen Buchdruckerei, zum andern in der Druckerei Langhans erschienen sind. Die letztere war in den Jahren 1826–1828 tätig – eine der Flugschriften lässt sich daher relativ genau datieren (Edition A) –, während die Brauersche Buchdruckerei in den Jahren 1789–1829 produzierte. Eine etwas erweiterte Liedfassung erschien in der Gerstenbergschen Buchdruckerei in Hildesheim (Edition B).

II. Der Liedtext schildert den Jahreslauf in einer Art Wechselgesang zwischen den Jahreszeiten und den Monaten. Zunächst stellt sich jede Jahreszeit vor, danach ist der Charakterisierung jedes einzelnen Monats eine eigene Strophe gewidmet. Die Monatsstrophen haben jeweils vier Verse, während die Strophen der Jahreszeiten zwölf Verse umfassen. Danach werden alle Monate in einer abschließenden Strophe nochmals resümiert. Das Lied endet mit einem eindringlichen Friedensappell, der sich auf die Schilderung leidvoller Kriegserfahrungen mit Verwüstungen und Blutvergießen gründet. Der Hildesheimer Druck (Edition B) weist gegenüber den Hamburger Flugschriften einige Abweichungen auf: Aus dem "Lied der vier Jahreszeiten" wird hier schon im Titel ein "Fest" und die Strophen der Jahreszeiten werden mit eigenen Überschriften versehen ("Rede des Winters" etc.). Zudem wird der Text zyklusartig erweitert durch zwei zusätzlich eingebaute Lieder ("Frühlings-Lied" und "Sommer-Lied"). Sehr verkürzt ist dagegen die Bezugnahme auf Kriegserfahrungen im abschließenden Friedenswunsch, der hier mit einem expliziten "Dank" an die Zuhörerschaft abgerundet wird.

III. Die Ursprünge dieses Flugblattliedes sind nicht bekannt, augenfällig ist jedoch die starke inhaltliche Nähe zu dem in Ost- und Südosteuropa verbreiteten Kalenderlied "So hasset die Sorgen". Zahlreiche Textparallelen in den Charakterisierungen der einzelnen Monate legen nahe, dass beiden Liedern möglicherweise ein gemeinsamer Liedtyp zugrunde liegt. Neben vielen Ähnlichkeiten fallen freilich auch die Unterschiede ins Auge: insgesamt konzentrierten sich die Fassungen aus dem ehemaligen Österreich-Ungarn stärker auf den Agrarzyklus, während in Norddeutschland die christlichen Festtage des Jahreslaufs im Vordergrund des Liedtextes stehen. Zudem gibt es in den südosteuropäischen Varianten keine eigenen Strophen für die Jahreszeiten, und auch die abschließende Kriegsschilderung und Friedenssehnsucht ist dort kein Thema. Die musikalische Gestaltung von "O weichet ihr Sorgen" ist nicht überliefert.

ECKHARD JOHN
unter Mitarbeit von EVA HOHLFELD
(September 2008)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: keine Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: vereinzelt auf Flugschriften
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Eckhard John: O weichet ihr Sorgen (2008). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/o_weichet_ihr_sorgen/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 12.09.2012 12:22
 

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