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Ein Mann, der sich Kolumbus nannt


Das Mitte der 1930er Jahre erstmals belegte humoristische Lied "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt" war sowohl im Dritten Reich wie nach dem Zweiten Weltkrieg primär in geselligen Runden jugendlicher Gruppen beliebt. Der Verfasser des Liedtextes ist unbekannt.

I. "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt" erschien erstmals 1936 in dem Scherzliederbuch "Der Pott" (Edition A), das sich ausdrücklich an "geborene Kindsköpfe" wandte und den Warnhinweis trug: "Musikalisch Gebildete oder sonst wie ernst zu nehmende Leute benutzen das Buch auf eigene Verantwortung und Gefahr." Im mit "Herbst 1935" datierten Nachwort konstatierte der Herausgeber "Rinaldo Rinaldini" – hinter dem Pseudonym verbarg sich Fritz Jöde, ein führender Kopf der Jugendmusikbewegung –, die über mehrere Jahre zusammengetragenen "Lumpereien und Rüpeleien" könnten "bei dem Ernst unserer Zeit" einigen "auf den ersten Blick wenig schicklich" erscheinen; nach solchen Liedern aber bestehe ein großes Bedürfnis. Seine Sammlung stellte Jöde "in den Dienst des unbeschwertesten Singens unserer gesunden männlichen Jugend und ihrer Freunde". Das in "Der Pott" unter "Edelquatsch" rubrizierte Lied "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt" griff die Melodie von "Ich bin der Doktor Eisenbart" auf; eine Angabe zur Texturheberschaft fehlt. Bis heute wird das Lied als anonyme Schöpfung tradiert.

II. Das Lied "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt", das in launiger Form die Entdeckung Amerikas erzählt, fand schon unmittelbar nach seiner ersten Veröffentlichung weite Verbreitung. Aufgenommen wurde es etwa in Gustav Schultens beliebte Sammlung "lustiger" Lieder "Der Kilometerstein" (ab 4. Auflage, ca. 1936). Die Popularisierung des Liedes beförderte vor allem seine Rezeption in Publikationen nationalsozialistischer Organisationen. Schon 1936 erschien es im 32. "Liederblatt der Hitlerjugend", 1937 im 16. Liederblatt der NSG "Kraft durch Freude". Enthalten ist es auch in "Unser Liederbuch" (ab 1941 "Unser Kriegs-Liederbuch"), das von der Reichsjugendführung im Zentralverlag der NSDAP herausgegeben wurde. Aufnahme fand "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt" darüber hinaus in der Reihe "Volksliedersingen im Schulfunk" (H. 6, 23. Juni 1938) oder im "Liederbuch der Kriegsmarine" (1940).

III. Nach 1945 gehörte "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt" zum Kernrepertoire von Liederbüchern für die Jugend, vor allem solcher, die von konfessionsgebundenen Jugendverbänden herausgegeben wurden, darunter "Die Mundorgel" (hier mit der Angabe "Worte und Weise: mündlich überliefert"). Darüber hinaus findet sich das Lied in Schulliederbüchern, etwa in einem 1947 in der sowjetischen Besatzungszone erschienenen, für das 5.–8. Schuljahr bestimmten Band von "Musik in der Grundschule", in dem das Lied als Rollenspiel arrangiert wurde (Edition B). In jüngerer Zeit hat "Ein Mann, der sich Kolumbus nannt" auch in Kinderliederbücher Eingang gefunden.

TOBIAS WIDMAIER
(März 2009)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: —
  • Gedruckte Quellen: häufig in Gebrauchsliederbüchern (seit 1936)
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: etliche Tonträger
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Tobias Widmaier: Ein Mann der sich Kolumbus nannt (2009). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/ein_mann_der_sich_kolumbus_nannt/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 12.09.2012 11:40
 

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