Skip to content. Skip to navigation

Liederlexikon

Personal tools
You are here: Home Lieder Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene
Document Actions

Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene


Das Liebeslied "Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene" stammt aus einem Roman von Christian Weise aus dem Jahr 1675. Der Nachdruck des barocken Textes in "Des Knaben Wunderhorn" (1806) hatte mehrere Vertonungen zur Folge, von denen eine Fassung Ludwig Bergers in bürgerlichen Kreisen beliebt war und etwa bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gepflegt wurde.

I. Der Liedtext geht zurück auf den barocken Roman "Die drey Klügsten Leute in der gantzen Welt" von Christian Weise (1642–1708), der zwischen 1675 und 1719 in mehreren Auflagen gedruckt wurde (Edition A). Im Roman wird das Lied im Kontext eines Verwechslungsschwankes und einer Eheprobe zur Laute vorgetragen. Dieses Liebeslied besingt aus der Sicht des liebenden Mannes im traditionellen Bild der blühenden Rose die begehrte Frau und verkleidet die Beziehung der Liebenden metaphorisch in das heute noch gängige erotisch konnotierte Bild von "Bienchen und Blümchen". Gleichwohl liegt der Schwerpunkt der Metapher auf der moralischen Reinheit der Beziehung.

II. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist der Barockdichter Weise erneut en vogue und auch sein Lied "Die Rose blüht" erscheint in einer Vertonung Johann Friedrich Reichardts (1752–1814) in dessen "Troubadour" (1805), einer dreisprachigen Sammlung mit Liedern für Singstimme und Pianoforte (Edition B). Die Romantiker Achim von Arnim und Clemens Brentano übernehmen "Die Rose blüht" ebenfalls textlich unverändert in ihre prominente Liedsammlung "Des Knaben Wunderhorn", die 1806 im Erstdruck erschien (Edition C).

III. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lässt sich das Lied verschiedentlich in einer Vertonung Ludwig Bergers (1774–1828) nachweisen: so in einem handschriftlichen Liederbuch aus dem Jahr 1811 (Edition D) oder in Franz Samans "Guitar-Liedern" (2. Aufl. Wesel 1849); der Liedtext ist in bekannten Gebrauchsliederbüchern und in Liedflugschriften der Zeit vertreten.

IV. Die Beliebtheit des Liedes spiegelt sich auch in verschiedenen Um- und Neudichtungen. Schon Clemens Brentano (1778–1842) hat das Gedicht mehrfach bearbeitet und 1838 schließlich in "Gockel, Hinkel, Gackeleia" veröffentlicht (Edition E). Eine weitere Neufassung, "Die Rose blüht, der Liebe süße Blume", wurde um 1815 vom Leipziger Komponisten Johann Philipp Christian Schulz (1773–1827) als Klavierlied (op. 11) vertont. Dieser Text fand 1843 auch Eingang in das verbreitete "Liederbuch des deutschen Volkes" (Hrsg. C. Hase) und wurde um 1844 von Wilhelm Baumgartner (1820–1867) als Chorsatz bearbeitet (Edition F). Diese Vertonung lehnt sich musikalisch wiederum an die Fassung Bergers an, dessen Melodie ebenfalls die Grundlage für die anonyme Neutextierung "Die Rose blüht, die schönste aller Blumen" ist (Edition G).

V. Weitere Vertonungen von Weises Text stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Franz Abt (1819–1885), op. 332/3 und Georg Henschel (1850–1934), op. 22/5 (1890). Keine von ihnen zeitigte jedoch eine erkennbare Resonanz. Heutzutage ist Weises Liebeslied praktisch unbekannt.

JOHANNA ZIEMANN
(Mai 2007)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: wenige Aufzeichnungen in handschriftlichen Liederbüchern
  • Gedruckte Quellen: vereinzelt auf Flugschriften, sehr selten in Gebrauchsliederbüchern, verschiedene Notendrucke
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.


Ausführliche Quellendokumentation



Zitiervorschlag

Johanna Ziemann: Die Rose blüht, ich bin die fromme Biene (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/die_rose_blueht_ich_bin_die_fromme_biene/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 12.09.2012 11:37
 

nach oben | Impressum