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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Der Winter ist ein rechter Mann Edition B: Vertonung Johann Friedrich Reichardt 1790
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B. Der Winter ist ein rechter Mann

(Vertonung Johann Friedrich Reichardt 1790)


Text: Matthias Claudius (1740–1815)
Vertonung: Johann Friedrich Reichardt (1752–1814)
 

Scan der Editionsvorlage
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Ein Lied hinterm Ofen zu singen.

1. Der Winter ist ein rechter Mann,
Kernfest und auf die Dauer;
Sein Fleisch fühlt sich wie Eisen an,
Und scheut nicht süß, nicht sauer.
 
2. War je ein Mann gesund, ist ers;
Er krankt und kränkelt nimmer;
Weiß nicht von Nachtschweiß noch Vapeurs
Und schläft in kaltem Zimmer.
 
3. Er zieht sein Hemd im Freien an,
Und läßts vorher nicht wärmen;
Und spottet über Flüß im Zahn',
Und Kolik in Gedärmen.
 
4. Aus Blumen und aus Vogelsang
Weiß er sich nichts zu machen,
Haßt warmen Drang und warmen Klang
Und alle warme Sachen.
 
5. Doch wenn die Fuchse bellen sehr,
Wenn's Holz im Ofen knittert,
Und um den Ofen Knecht und Herr
Die Hände reibt und zittert;
 
6. Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht,
Und Teich und Seen krachen,
Das klingt ihm gut, das haßt er nicht;
Dann will er sich todt lachen.
 
7. Sein Schloß von Eis liegt ganz hinaus
Beym Nordpol an dem Strande;
Doch hat er auch ein Sommerhaus
Im lieben Schweizerlande.
 
8. Da ist er denn bald dort, bald hier,
Gut Regiment zu führen;
Und wenn er durchzieht, stehen wir,
Und sehn ihn an, und frieren.


Johann Friedrich Reichardt: Lieder für Kinder aus Campes Kinderbibliothek mit Melodieen, bey dem Klavier zu singen. Vierter Theil. Braunschweig: Schulbuchhandlung 1790, S. 18.
DVA: B 50660

Dort folgende Autorangabe: "Claudius."


Editorische Anmerkung:
Reichardt veröffentlichte diese Vertonung von "Der Winter ist ein rechter Mann" in leicht veränderter Form ein zweites Mal in:

  • Lieder geselliger Freude. Hrsg. von Johann Friedrich Reichardt. Zweite und letzte Abtheilung. Leipzig: Gerhard Fleischer 1797, S. 132–135 (Nr. 97); Singstimme hier Takt 2 Achtel 1/2 "a" statt "g", T. 3 Achtel 1/2 "h" statt "g", T. 6 Achtel 1/2 "c" statt "h", T. 7 Achtel 4/5 "ais" statt "h".

Die Melodiefassung aus den "Liedern für Kinder" wurde übernommen in:

  • Melodien zum Mildheimischen Liederbuche für das Piano-Forte oder Clavier. Gotha: Beckerische Buchhandlung 1799, S. 99 (Nr. 83).

Die Melodiefassung aus den "Liedern geselliger Freude" würde übernommen in:

  • Lieder der Freude und des Frohsinns zur gesellschaftlichen Unterhaltung. Mit Musik. Regensburg: In Commission der Montag- und Weißischen Buchhandlung 1802, Notenteil S. 23 (Nr. 39).

In beiden Fällen wird Reichardt nicht als Komponist genannt. Eine nachhaltige Rezeption ist für diese Vertonung im 19. Jahrhundert nicht auszumachen.
 
last modified 25.06.2013 10:03
 

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