Edition A: Des Knaben Wunderhorn 1808 copied.
A. Will ich in mein Gärtlein gehn
(Des Knaben Wunderhorn 1808)
Text: anonym
| Das buckliche Männlein. | ||
| 1. | Will ich in mein Gärtlein gehn, | |
| Will mein Zwiebeln giessen, | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Fängt als an zu nießen. | ||
| 2. | Will ich in mein Küchel gehn, | |
| Will mein Süpplein kochen, | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Hat mein Töpflein brochen. | ||
| 3. | Will ich in mein Stüblein gehn, | |
| Will mein Müßlein essen; | | [S. 55] | |
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Hats schon halber gessen. | ||
| 4. | Will ich auf mein Boden gehn, | |
| Will mein Hölzlein holen; | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Hat mirs halber g'stohlen. | ||
| 5. | Will ich in mein Keller gehn, | |
| Will mein Weinlein zapfen; | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Thut mir'n Krug wegschnappen. | ||
| 6. | Setz ich mich ans Rädlein hin, | |
| Will mein Fädlein drehen; | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Läßt mirs Rad nicht gehen. | ||
| 7. | Geh ich in mein Kämmerlein, | |
| Will mein Bettlein machen; | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Fängt als an zu lachen. | ||
| 8. | Wenn ich an mein Bänklein knie, | |
| Will ein bislein beten; | ||
| Steht ein bucklicht Männlein da, | ||
| Fäng[t] als an zu reden. | ||
| 9. | Liebes Kindlein, ach ich bitt, | |
| Bet' für's bucklicht Männlein mit! | ||
Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, gesammelt von L. A. v. Arnim und Clemens Brentano, Bd. 3. Heidelberg: Mohr und Zimmer 1808, S.54f.
DVA: V 1/323, aa
Editorische Anmerkung:
Die zugrunde liegende fragmentarische Aufzeichnung aus mündlicher Überlieferung, die Brentano als Bearbeitungsgrundlage diente, ist wiedergegeben in Rölleke/Wunderhorn 1978, Bd. 9/3, S. 509f. Zeitpunkt und Ort der Aufzeichnung sowie die Gewährsperson sind unbekannt.
last modified
29.09.2016 10:01