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A. O weichet ihr Sorgen
(Hamburg 1826/28)
Text: anonym
| Lied der vier Jahrszeiten | ||
| 1. | O weichet ihr Sorgen von Jahren zu Jahren; | |
| der Schöpfer schenkt uns ein friedliches Jahr, | ||
| die Gesundheit den Frieden gesegnete Zeit, | ||
| Erhör uns o Gott, und schenk uns die Freud. | ||
| 2. | Ich, als Winter, stelle mir | |
| in den Straßen vor die Thür; | ||
| hab oft manche kalte Stunde | ||
| Stürmisch dabei, doch gesund. | ||
| Ach, wie zier ich manchen Baum, | ||
| Daß ein Maler kann so kaum | ||
| Malen gleich die Blumen so | ||
| wie ich damit zieren thu. | ||
| Wie der Schnee so fein thut funkeln, | ||
| Kleine Sterne, große Floken, | ||
| thue ich zieren gleich die Bahn, | ||
| daß man kann mit Schlitten fahrn. | ||
| 3. | Januar sagt uns das Neujahr an, | |
| Er zieret die Bäume er zieret die Bahn. | ||
| Mit Schliten kann man fahren durch Städte und Land. | ||
| Das Fest der drei Könige ist uns auch bekannt. | ||
| 4. | Februar hat noch als Winter die Beut, | |
| Maria ihr Reinigung in Hofnung der Zeit. | ||
| Auch ruft er am Ende der Fasten heraus, | ||
| Sagt mancher, laß Fasten, wir halten ein Schmauß. | ||
| 5. | Der März Monat noch etwas als Winter ist mein, | |
| da bring ich Thauwetter und warmen Sonnenschein; | ||
| Und wenn ich noch weiter in den Monat hinein geh, | ||
| So kömmt ja der Frühling, jetzt pack dich mit Schnee. | ||
| 6. | Ich als Frühling preise mich | |
| Mit den Bäumen säuberlich. | ||
| Schöne Blüt zur süßer Frucht, | ||
| Rosen, | Nelken, die man sucht. | [S. 2] | |
| Ach wie schlägt die Nachtigall | ||
| gleich den Vögeln überall; | ||
| Jeder preiset seinen Gott | ||
| Der die Welt erschaffen hat. | ||
| Alle Wiesen, Felder, Grün, | ||
| Auch Lilien zärtlich blühn. | ||
| Alle Vögel Paar bei Paar, | ||
| Suchen ihre Nester dar. | ||
| 7. | Am Ende des März Monat so stell ich mich ein, | |
| Drum pack dich, du Winter, der Frühling ist mein. | ||
| Der Engel verkündigt Marie als Held, | ||
| sie sollte gebähren den Heiland der Welt. | ||
| 8. | Palmarum Charfreitag, das Osterfest auch, | |
| da singen die Vögel nach ihren Gebrauch. | ||
| April ist fruchtbar mit Regen und Schnee, | ||
| Bekleidet die Erde mit Kräuter und Klee. | ||
| 9. | Wie lieblich der Maymond die Bäume ergrünt, | |
| Wie zierend die Felder mit Blumen beschmükt, | ||
| am Tage der Himelfahrt Christi gereißt, | ||
| Am Pfingsten erfreut uns der Heilige Geist | ||
| 10. | Im Juny da sieht man die Felder so schön, | |
| Wie zierend, wie lieblich die Früchte da stehn; | ||
| Da preist man den Schöpfer für Kreuter und Frucht, | ||
| Da stellt sich der Sommer, empfangt ihn mit Lust. | ||
| 11. | Ich als Sommer, preise mich, | |
| schöne Früchte bringe ich. | ||
| Kirschen, Birn, Apfel, Rosen, | ||
| Alle Früchte thu ich loben, | ||
| Alle Früchte auf den Feldern, | ||
| In den Gärten, in den Wäldern | ||
| Kommt gleich Regen, Donner, Blitz. | ||
| Unter Sonnenstrahlen Hize, | ||
| Alles gehört zu dieser Zeit, | ||
| Macht auch wieder Muth und Freud. | ||
| Für die Menschen die süße Frucht, | ||
| Sie dienen auch zur Lieb und Lust. | ||
| 12. | Wie lieblich als Sommer ich stelle mich ein, | |
| Die Tage am längsten, die Sonne hoch scheint, | ||
| Johannis der Tag erwecket die Tauf, | ||
| Wie lieblich beschmükt dieser Monat sein Lauf. | ||
| 13. | Maria Heimsuchung im Julius-Monat, | |
| Bekräftigt dies Monat mit süßestem Ton, | ||
| Die Häuerndt erfreue | viel Menschen und Vieh, | [S. 3] | |
| Jakobus verkündigt die Erndte mit Müh. | ||
| 14. | Augustus bescheert uns die fröhliche Zeit. | |
| Da ist man mit Sicheln und Sensen bereit, | ||
| Da füllt man die Häuser und Scheunen mit Frucht, | ||
| Auf daß wir bekomen Bier, Brantewein und Brod. | ||
| 15. | Im Monat September erschallet der Wald, | |
| Der Jäger das Wildpret mit Büchsen erknallt. | ||
| Der Schiffer und Landmann bringt Getreide und Wein. | ||
| Am Ende so stellt sich der Herbst auch noch ein. | ||
| 16. | Ich als Herbst, bin auch bereit, | |
| Liebe des Vaters, Zärdlichkeit | ||
| Find ich noch was auf die Felder, | ||
| Bring ichs gleich in Küch und Keller. | ||
| Fette Gänse, Ochsen, Schwein | ||
| und dazu auch Most und Wein | ||
| Hat man alles in das Haus, | ||
| Kann man machen einen Schmaus, | ||
| Leben dann in Fried' und Ruh, | ||
| Trinken die Gesundheit zu, | ||
| Wer dies hat sein Lebelang, | ||
| Vergiß nicht Schöpfer Preis und Dank. | ||
| 17. | Nun stell ich als Herbst Monat mir auch hervor | |
| Sieben Tage im September gehören auch mir | ||
| Und thue mir gleich preisen mit Wein und mit Most, | ||
| Auch feyren dazu das Michaelis-Fest. | ||
| 18. | Den Monat October bringt Trauben und Saft, | |
| Erfreut die Menschen Gesundheit und Kraft | ||
| ja manchen zu Frieden und Fröhlichkeit bringt, | ||
| Oft thut man bey singen ein fröhliches Lied. | ||
| 19. | Im Monat November da hat man gefüllt, | |
| Die Keller und Küche Martinus kühlt. | ||
| Der Landmann der hat ja besäet sein Land. | ||
| Er bringt auch Gänse, Ochsen und Schweine zur Stadt. | ||
| 20. | Im Monat December da schlacht man die Schwein, | |
| Gesot[t]en, gebraten, dazu ein Glas Wein. | ||
| Auch Christi Geburt erfreut sehr viel, | ||
| Die Tage am kürzten, das Jahr sey Ziel. | | [S.4] | |
| 21. | Wir haben zwölf Monat, die halten sich so, | |
| Das erste macht lustig, das andre macht froh, | ||
| Das dritte besäet, das vierte macht naß, | ||
| das fünfte bringt Freude, Das sechste macht Spaß, | ||
| Das siebte erwärmet, Das achte führt ein, | ||
| Das neunte bringt Nahrung, Das zehnte bringt Wein, | ||
| Das elfte erfüllet, Das zwölfte macht Lust, | ||
| So sind uns die Monate ja alle bewußt. | ||
| 22. | Und weil uns die Monat sind alle bekannt, | |
| So erhalt uns der Vater den Frieden ins Land. | ||
| Beständige Gesundheit, Handlungszeit, | ||
| Das bringt viele Tausend eine große Freud. | ||
| 23. | Weil Handlung, Gewerbe noch liegen sehr still, | |
| Das Blutvergießen kümmert noch viel, | ||
| Wie manches schöne Land, wie manche schöne Stadt, | ||
| Die Krieges-Unruhe verwüstet schon hat. | ||
| 24. | Wie mancher gute Mann von Weib und Kind, | |
| Von Haabe und Güter getrennt noch sind, | ||
| Wie manche gute Vater und Mutter ihr Herz | ||
| viele T[hr]änen vergossen um kindlichen Schmerz. | ||
| 25. | Drum erhalt uns den Frieden in jedes Land. | |
| Wir wünschen einem jeden einen friedlichen Stand, | ||
| Der Freude erquicke das menschliche Herz | ||
| die Freude versüße den traurigen Schmerz. | ||
| 26. | Sie haben uns eine Verehrung gegeben, | |
| Der liebe Gott laß sie in Frieden leben. | ||
| Beständige Gesundheit, Glück, Friede und Freud, | ||
| Das wünschen wir Ihnen zu jeder Zeit. | ||
| 27. | Ich Winter, ich Frühling, ich Sommer, ich Herbst, | |
| Wir thun wünschen ein friedliches Herz, | ||
| Und weil jetzt unser Wunsch ist vollbracht, | ||
| Wünschen wir Ihnen all eine gute Nacht. | ||
Lied der vier Jahrszeiten. [Liedflugschrift] o. O. [Hamburg:] Langhans, Altonaerthor, Ecke am Wall o. J. [1826–1828].
DVA: Bl 2931
| Editorische Anmerkung: Der Liedtext ist – mit geringfügigen Textabweichungen – auch überliefert in den Flugschriften | |
| — | Drei schöne neue Lieder. <103>. Das Erste: Die vier Jahreszeiten. O weichet ihr Sorgen von Jahren zu Jahren. [...] o. O. [Hamburg]: Brauersche Buchdruckerei [1789–1829]. |
| DVA: Bl 1786, Bl 6855 und Bl 10792 | |
| — | Vier neue Lieder. <49>. Das Erste: Die vier Jahreszeiten. O! weichet ihr Sorgen. [...] o. O., o. J. [Der Druck stammt vermutlich ebenfalls aus der Brauerschen Buchdruckerei]. |
| DVA: Bl 1846 | |
last modified
21.06.2012 10:21