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Edition A: Wolgaregion um 1875 copied.
A. Der Kaiser ruft, wir müssen gehen
(Wolgaregion um 1875)
Text: anonym
Melodie: zu "O dass ich tausend Zungen hätte"
Das Kaiserlied. | ||
1. | Der Kaiser ruft, wir müssen gehen | |
Als Erstlinge von deutschem Blut. | ||
So mag es denn mit Gott geschehen, | ||
Mit deutschem Herz und deutschem Mut. | ||
Drum lebet wohl, ihr lieben Freund, | | [S. 148] | |
Die ihr so schmerzlich um uns weint! | ||
2. | Wir sehen viele Tränen fließen | |
Und Eltern weinen bitterlich, | ||
Weil wir jetzt zu Soldaten müssen; | ||
Das schmerzt uns Deutsche inniglich. | ||
Doch nicht verzagt! Gott läßt uns nicht, | ||
Wenns uns in Not an Hilf gebricht. | ||
3. | Ach Vater, Mutter, eure Tränen | |
O trocknet sie und seid beherzt! | ||
Ihr lieben Freunde, laßt das Grämen | ||
Und wenn es euch auch blutend schmerzt; | ||
Es ist bestimmt in Gottes Rat, | ||
Der alles in den Händen hat. | ||
4. | Gott hats bestimmt, wir müssens tragen, | |
Obs uns auch schwer und sauer fällt. | ||
So laßt uns denn mit ihm es wagen, | ||
Mit ihm, dem guten, starken Held! | ||
Er führt in Kriegs- und Friedenszeit | ||
Durch seine Hand uns jederzeit. | ||
5. | Wenn wir nach sechs Jahrn wiederkehren | |
Gesund und froh ins Vaterhaus, | ||
Dann sollen fließen Freudentränen, | ||
Dann ist ja aller Kummer aus. | ||
Drum lebet wohl, auf Wiedersehn! | ||
Ade, lebt wohl, wir müssen gehn! |
J[ohannes] E[rbes], P[eter] S[inner]: Volkslieder und Kinderreime aus den Wolgakolonien. Ssaratow 1914, Nr. 160, S. 147f.
DVA: V 1/3090
Editorische Anmerkung:
Im Anmerkungsteil der Editionsvorlage folgende Ausführungen: "[A]us Schilling. Der Verfasser dieses Liedes ist der ehemalige Schulmeister Ph. Knies in Schilling. Über die Entstehungszeit vergl. Anmerkung zu Lied Nr. 113 (Anm. der Autorin: dort werden als Entstehungszeitraum die 1870er Jahre angegeben, als Entstehungskontext die Einführung der Wehrpflicht für Russlanddeutsche). Gesungen wird das Lied nach der Melodie: O daß ich tausend Zungen hätte." (Erbes und Sinner 1914, S. 238f.)
Das geistliche Lob- und Danklied "O dass ich tausend Zungen hätte" wurde auf unterschiedliche Melodien gesungen. Die im 19. Jahrhundert am meisten verbreitete Melodie war:
Johannes Zahn: Die Melodien der deutschen evangelischen Kirchenlieder. Aus den Quellen geschöpft und mitgeteilt. 6 Bde. Gütersloh 1889–1893., Bd. 2, S. 230 (Nr. 2861 b). Ob in Schilling das Lied ebenfalls nach dieser Weise gesungen wurde, ist jedoch nicht bekannt. Zu den verschiedenen Melodieversionen siehe ebd., Bd. 2, S. 229–231 (Nr. 2859–62) sowie Albert Friedrich Wilhelm Fischer: Kirchenlieder-Lexikon. Hymnologisch-literarische Nachweisungen über ca. 4500 der wichtigsten und verbreitetsten Kirchenlieder aller Zeiten. Zweite Hälfte. Gotha 1879, S. 137f.
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16.09.2013 02:08