Edition B: Mündliche Überlieferung vor 1915 copied.
B. Herr Bolle ging spazieren
(Mündliche Überlieferung vor 1915)
Text und Melodie: anonym
Bolle! | ||
1. | Herr Bolle ging spazieren | |
Nach Pankow war Ziel | ||
Verlor er seinen Jüngsten | ||
Im dichtesten Gewühl. | ||
Wohl eine halbe Stunde | ||
Ist er umhergeirrt. | ||
[Refrain:] Aber dennoch hat sich Bolle | ||
Ganz köstlich amüsiert. | ||
2. | In Pankow gabs kein Essen | |
In Pankow gabs kein Bier, | ||
War alles aufgegangen | ||
Von vielen Leuten hier. | ||
Nicht mal ne Butterstulle | ||
Hat man ihm reserviert. | ||
Refrain: | ||
3. | Auf der Kartauserheide | |
Da gabs 'ne Keilerie. | ||
Herr Bolle war nicht feige | ||
Er war sogleich dabei. | ||
Sein Messer rausgerissen | ||
Hat schnell ein'n massakriert. | ||
Refrain: | ||
4. | Es fing schon an zu tagen | |
Als er sein Heim erblickt. | ||
Sein Hemd war ohne Kragen. | ||
Sein Nasenbein geknickt. | ||
Sein Arm war ohne Ärmel, | ||
S'war alles demoliert: | ||
Refrain: | ||
5. | Als er nach Haus gekommen, | |
Da gings ihm aber schlecht. | ||
Sein Weib hat ihn genommen | ||
Ganz mörderlich verdrescht. | ||
Wohl eine ganze Stunde | ||
Hat sie auf ihm poliert. | ||
Refrain: |
Liedbeleg aus mündlicher Überlieferung. Einsendung von Otto Schell (Elberfeld) an das Rheinische Volksliedarchiv, vor 1915.
DVA: A 83041
Editorische Anmerkung:
Die Einsenderangabe wurde im Deutschen Volksliedarchiv aus nicht mehr ersichtlichem Grund nachträglich mit einem Fragezeichen versehen.
Ein weiterer Frühbeleg des Liedes aus den Jahren vor 1915 stammt aus Berlin und weicht in manchen Textdetails von der oben edierten Fassung ab, nicht aber hinsichtlich der inhaltlichen Aussage der einzelnen Strophen; siehe DVA: A 41470 sowie die Edition dieser Quelle in Richter, Gassenhauer 1969/2004, S. 421f. (Nr. 116). Richter führt in diesem Kontext noch eine weitere frühe Bolle-Aufzeichnung an: ob diese jedoch tatsächlich von "Herbert Goldmann aus Neukölln um 1917" (Richter S. 423) stammt, ist nicht zu verifizieren: denn das 1959 aus dem Nachlass von Johannes Koepp herausgegebene Buch "Lieber Leierkastenmann", das Richter dafür als Referenz nennt, enthält diese Angabe nicht.
last modified
25.09.2012 12:16