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You are here: Home Lieder Was kraucht dort in dem Busch herum? Edition A: Erstfassung des Textes 1870
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A. Was kraucht dort in dem Busch herum?

(Erstfassung des Textes 1870)


Text: Hermann Alexander Pistorius (1811–1877)
 

Scan der Editionsvorlage
 1  2

Das Kutschke-Lied. *)
(Erweitert.)
Vom alten Sechsundzwanziger.

1."Was kraucht dort in dem Busch herum?
Ich glaub', es ist Napolium."
Was hat der rum zu krauchen dort!
Drauf, Kameraden, jagt ihn fort.
 
2."Da haben sich im offnen Feld
Noch rothe Hosen aufgestellt."
Was haben die da rumzustehn?
Drauf los, die müssen wir besehn.
 
3."Mit den Kanonen und Mamsell'n, **)
Da knall'n sie, daß die Ohren gell'n."
Was haben sie da rumzuknall'n?
Drauf Kameraden, bis sie fall'n.
 
4."Napolium, Napolium,
Mit deiner Sache geht es krumm."
Mit Gott drauf los, dann ist's vorbei
Mit seiner ganzen Kaiserei.


[Hermann Alexander Pistorius]: Das Kutschke-Lied. In: Mecklenburgische Anzeigen Nr. 194 vom 22. August 1870. Zit. nach Hermann Grieben: Das Kutschkelied vor dem Untersuchungsrichter. Berlin 1872, S. 9.
DVA: V 4/540

Dort folgende Erläuterungen:
*) Der Füsilier Kutschke vom 40. Infanterie-Regiment dichtete bei Saarbrücken auf Posten stehend die ersten zwei Zeilen, als er die Franzosen am Waldrande hin- und herlaufen sah.
**) Demoiselles nennen die französischen Soldaten ihre Mitrailleusen.


Editorische Anmerkung:
Pistorius wurde zu seinem "Kutschke-Lied" durch einen kurzen Beitrag im "Berliner Zuschauer", dem Feuilleton der Neuen Preußischen (Kreuz-) Zeitung vom 14. August 1870, angeregt:
"Unter den vielen Liedern dieses Krieges ist entschieden das beste der Heldengesang, den Füsilier Kutschke vom 40. Regiment auf dem Vorposten bei Saarbrücken dichtete. Dieser Dichter sah die Franzosen am Waldrande vor sich hin- und herlaufen; da sang er: ‚Was kraucht da in dem Busch herum? Ich glaub', es ist Napolium!' – Text und Melodie ist erhabenste Einfachheit, ächt soldatisch. Ein Hurrah für Kutschke!" (zit. nach Grieben 1872, wie oben, S. 8).
Diese Zeitungsnotiz wiederum beruhte auf einem Abschnitt aus dem Artikel "Das Saarthal zwischen Krieg und Frieden" eines anonymen "Berichterstatters", der am Vortag in der Familienzeitschrift "Daheim" erschienen war:
"Unsern braven Vierzigern gingen die Kalauer nicht aus. Links vom Wege, der an der Saar sich hinzieht, lag ein kleines Holz. Es wurde abgesucht. […] Da raschelt etwas – freudige Erregung blitzt durch die Gesichter, haben wir den Feind? Aber es ist nichts, und nur Füsilier Kutschke macht die schlechte Bemerkung:

Was kriecht denn da im Busch herum,
Ich glaub', es ist Napoleum.
Unter Singen und Lachern ziehen wir in dem Dörfchen Fürstenhausen an der Saar ein." (Daheim 6 [1869/70], Nr. 46 vom 13. August 1870, S. 724–726, hier S. 725). Zu dieser von ihm erfundenen Szene äußerte sich der später als Richard Andree identifizierte "Berichterstatter" Anfang 1871 ausführlich. Seinen "mit flüchtigem Federstriche" geschaffenen Kutschke habe "das deutsche Volk […] weiter gebildet, liebevoll auferzogen, gehegt, gepflegt und zum Typus des deutschen Soldaten gemacht". Er habe "nur den Schneeball geformt, aus dem durch Weiterrollen die gewaltige Lawine entstanden" sei (Kutschkes Genesis und Lebenslauf. In: Daheim 7 [1870/71], Nr. 25 vom 18. März 1871, S. 395–398, hier S. 395).

Das Autorpseudonym "Vom alten Sechundzwanziger" wählte Hermann Alexander Pistorius, weil er ehedem im 26. (1. Mageburgischen) Infanterie-Regiment als Einjähriger gedient hatte. Als Autor des "Kutschke-Liedes" identifizierte er sich u.a. im Sammelbändchen "Des wahrhaftigen Kutschke Lieder und Unterhaltungen aus dem deutschen Reichskriege. Vom alten Sechsundzwanziger" (Schwerin: Stiller'sche Hofbuchhandlung 1871; das "Kutschke-Lied" hier S. 16).
last modified 26.11.2009 03:52
 

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