Das Scherzlied "Nur Garluscha nicht verzagt" ist ein deutsch-russisches Mischlied aus der St. Petersburger Gegend, das bislang lediglich in einer singulären Aufzeichnung aus dem Jahr 1927 belegt ist.

I. Zu welcher Zeit "Nur Garluscha nicht verzagt" geschrieben wurde, ist bislang nicht bekannt. Auf welche Melodie der Text gesungen wurde ist ebenso wenig überliefert. Aus dem Liedinhalt lässt sich indirekt auf die Entstehungsregion schließen, das Umland von St. Petersburg, wo der Liedtext im Jahr 1927 von dem russischen Philologen Viktor Schirmunski auch erstmals aufgezeichnet wurde (Edition A). Möglicherweise bezieht sich eine Notiz in dieser Liedaufzeichnung – die Jahreszahl 1918 – auf das Entstehungsjahr des Liedes. Vielleicht ist damit aber auch der Zeitpunkt gemeint, zu dem die Gewährsperson den Text in ihrem handschriftlichen Liederheft festgehalten hat.

II. Der Text ist inhaltlich zweigeteilt. Im Zentrum des Liedes steht ein junger Mann namens Garluscha. In den ersten drei Strophen wird ihm vorausgesagt, er bekomme eine Braut, die dem gängigen Schönheitsideal in vollkommener Weise entspreche, wenn er sich künftig "nur recht vernünftig" verhalte. Gegenstand der letzten beiden Strophen ist ein Ausflug desselben Garluscha zu den Wirtshäusern der Insel Krestowski (russ. Крестовский остров) bei St. Petersburg. Genau besehen ist nur die zweite Hälfte des Liedes zweisprachig. Das Russische wird hier verwendet, um die Wirtshausatmosphäre gewissermaßen authentisch zu illustrieren – als Kontrast zu der russlanddeutschen Siedlung, aus der "Garluscha" aufgebrochen ist. Es fällt auf, dass sowohl das Deutsche wie auch das Russische des Liedtextes sprachliche Fehler aufweist. Möglicherweise war dem anonymen Autor die deutsche Sprache nicht mehr ganz geläufig und das Russische noch nicht vollkommen vertraut.

III. "Nur Garluscha nicht verzagt" war vermutlich nur in der näheren Umgebung St. Petersburgs verbreitet. Zu welcher Zeit, in welchem Ausmaß und in welchem sozialen Kontext das Lied populär war, lässt sich jedoch gegenwärtig mangels Quellen nicht sagen.

INGRID BERTLEFF
(März 2010)

• Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
• Gedruckte Quellen: —
• Bild-Quellen: —
• Tondokumente: —