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You are here: Home Lieder Es waren zwei Königskinder Edition B: Niederländische Fassung um 1640
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B. Het waeren twee Koninghs Kinderen

(Niederländische Fassung um 1640)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Van twee Koninghs Kinderen
 
Stem: Wilt t'same nu, etc.
 
1. Het waeren twee Konings Kinderen
Zy hadden malkander soo lief /
Zy konden by malkander niet comen
Het water was veels te diep.
 
2. Wat stack zy op drie Keerssen /
Drie Keerssen van twaelf in’t pont /
Om daer mete behouden
't Konings soontie van iaren was ionc
 
3. Met een quam daer een Belie /
Een ouwe fenijnde Bes /
En die blies uyt de Keerssen /
Daer verdroncker die Jonge helt. |[S. 46]
 
4. Och moeder seydse moeder
Mijn hoofje doet mijnder soo wee /
Mocht icker een kort half uertje
Spanceren allanghes die Zee.
 
5. Och dochter seydse dochter /
Alleen en meught ghy niet gaen /
Weckt op u Jonghste Suster
En laeter die met u gaen.
 
6. Mijn alder-ionghste suster
Dat is alsoo kievnen kindt /
Zy pluckter maer alle die Roosies
Die zy in haren weghen vindt.
 
7. Zy pluckter maer alle de Roosies
En die bladeren laet zy staen /
Dan segghen maer alle die Lieden /
Dat hebben Konincks kinderen gedaen.
 
8. De moeder ginck nae de Kercke /
De dochter ginck haren ganck /
Zy ginck maer alsoo veere
Daer zy haer vaders vissertie vant.
 
9. Och Visscher seydse Visscher /
Mijn Vaders Visscherkijn /
Wout ghy my een weynichie vissen /
't Sou u wel gheloonet zijn.
 
10. Hy smeet zijn Netien in’t water /
De Looties die ginghen te grondt /
Hoe haest was daer ghevisschet
't konings soontie van iaren was iong
 
11. Wat trock zy van haer hande
Een Vingerlinck root van Goudt /
Hout daer mijn Vaders Visscher
Daer isser den loon van iou.
 
12. Zy nam hem in haer armen /
Zy kusten hem voor zijn mondt:
Och mondeling kost ghy spreecken!
Och hartie waert ghyder ghesont!
 
13. Zy nam hem in haer armen
Zy sproncker mee in de Zee /
Adieu myn Vader en Moeder
Van u leven siet ghy my niet weer.
 
14. Adieu myn Vader en Moeder
Myn Vriendekens alle ghelyck /
Adieu myn Suster en Broeder /
Ick vaerder naer’t Hemelryck.


Haerlems Oudt Liedt-Boeck / Inhoudende Veele Historiale ende Amoureuse Liedekens: Oock Taefel / Bruyloft ende Scheydt-Liedekens. Haarlem: Vincent Casteleyn [um 1640], S. 45 (Nr. 29).
DVA: L 69 (Fotogr. Repro. aus der Königl. Bibl. Den Haag, Sammlung Scheurleer, Nr. 6282)


Editorische Anmerkung:
Der Liedanfang "Het waeren twee Konings Kinderen" ist erstmals im vorliegenden Liederbuch aus den Jahren um 1640 belegt. Doch von "Königskindern" ist schon in der frühesten niederländischen Quelle für die Ballade (um 1525) die Rede, allerdings in anderer Form:

Tusschen se berch hoghe
Daer leit een water wijt;
Daer wonnen twee edel conninxkijnder,
Sy en connen tsamen comen niet.

(Handschrift Meerman; siehe Florimond van Duyse: Het oude Nederlandsche Lied. s'Gravenhage, Antwerpen 1903, Bd. 1, S. 232f. (Nr. 43 A) sowie Nederlandse Liederenbank.

Die Datierung des Liederbuches folgt der Angabe des Reprints "Haarlews oud liedboek I. Anno ca 1640" (Maastricht: Burgont & Tebbewart 1966). 1935 hatte der Bibliothekar der Koninklijke Bibliotheek dem Deutschen Volksliedarchiv mitgeteilt, das Buch sei "wahrscheinlich im Jahre 1648 erschienen" (mit Verweis auf Cornelis Ekama: Catalogus van boeken, pamfletten, enz. over de geschiedenis van Haarlem. Haarlem 1874, S. 53, Nr. 176; siehe Schreiben vom 10. Dez. 1935; in: DVA: L 69).
In ähnlichen Versionen ist die niederländische Königskinder-Ballade auch in anderen, z. T. deutlich späteren Liederbüchern enthalten; siehe u. a. Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Holländische Volkslieder. Breslau 1833 (Horae Belgicae 2), S. 112–115 (Nr. VI) sowie Van Duyse (1903), wie oben,
Bd. 1, S. 234f. (Nr. 43 B). Van Duyse kombiniert die Edition des Balladentextes allerdings mit einer Melodie aus einer anderen, späteren Quelle.


Übersetzung des niederländischen Textes
durch Hoffmann von Fallersleben (1821)


Es waren zwei Königskinder,
Die hatten einander so lieb,
Sie konnten beisammen nicht kommen,
Das Wasser war viel zu tief.

Was zündet sie an? Drei Kerzen,
Drei Kerzen in der Dämmerung,
Und wollte damit retten
Des Königs Sohn an Jahren jung.

Mit einmal kam ein Weiblein,
Das ärgste wol von der Welt,
Und blies sie aus, die Kerzen –
Da ertrank der junge Held.

Ach Mutter, sprach sie, Mutter,
Mein Haupt thut mir so weh,
O könnt‘ ich ein klein halb Stündchen
Lustwandeln gehn an der See!

Ach Tochter, sprach sie, Tochter,
Alleine sollst du nicht gehn,
Weck‘ auf deine jüngste Schwester
Und lass die mit dir gehn.

Mein' allerjüngste Schwester,
Das ist ein so kleines Kind;
Sie pflückt nur alle Röschen,
So sie auf den Pfaden findt.

Sie pflückt nur alle Röschen
Und die Blättchen, die lässt sie stahn,
Dann sagen wol alle die Leute,
Das han Königs Kinder gethan.
             Die Mutter ging in die Kirche,
Die Tochter ging ihren Gang,
Sie ging wol also ferne,
Wo sie Vaters Fischer fand.

Ach Fischer, sprach sie, Fischer,
Meins Vaters Fischerlein,
Willst du ein wenig fischen?
Soll dir wol gelohnet sein.

Er warf sein Netz ins Wasser,
Die Lothsen gingen zu Grund.
Wie bald war da gefischet
Des Königs Sohn an Jahren jung.

Was zog sie von ihren Händen?
Ein Ringlein roth von Gold:
Nimm hin, meins Vaters Fischer,
Nimm hin, mag sein dein Sold!

Sie nahm ihn in ihre Arme,
Sie küsst ihn auf seinen Mund:
Ach! Mündlein, könntst du sprechen!
Ach! Herzlein, wärst du gesund!

Sie nahm ihn in ihre Arme,
Sie sprang mit ihm in die See:
Leb wohl, mein Vater und Mutter!
Euch nimmer wiederseh!

Leb wohl, mein Vater und Mutter,
Und all ihr Freunde zugleich!
Und du auch Schwester und Bruder!
Ich fahr' in das Himmelreich.





































Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Lieder und Romanzen. Köln 1821, S. 59–61 (Nr. 36).

Wie unzeitgemäß dieses Lied Anfang des 19. Jahrhunderts in Holland empfunden wurde, schildert Hoffmann von Fallersleben in seinen Erinnerungen:
"Eines Tages wurde ich in einer großen Gesellschaft junger hübscher Mädchen ersucht, etwas zu singen. Ich sang deutsche Lieder und Alles war erfreut. So wie ich aber das schöne altniederländische Lied: 'Het‚ waren twee coningheskinder', anstimmte, brach alles in ein lautes Gelächter aus."
Hoffmann von Fallersleben: Mein Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Erster Band. Hannover 1868, S. 280.

 

last modified 30.07.2013 10:05
 

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