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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehn Edition A: Mähren 1817
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A. Ay Annle! du so'st ni boeves gien

(Mähren 1817)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Belohnte Unschuld

1. Ay Annle! du so'st ni boeves gien,
Du wiest dir dai zoet Fißl' derfreän.
 
2. "Ai wi sol ich ni boeves gien,
Wenn ich kae Schuh hor ôzezihn?"
 
3. Ay, Annle! weillst mai aegen sayn,
Su kaef' ich dir Poer Schicherlain?
 
4. "Wie keinnt' ich aier aegen sayn,
Ich bien a'n oemes Dienstmaederlain!"
 
5. Onn wenn du a'n oemes Dienstmaederlai beist,
Wenn du dai Ehr' onn Trai' ock houst.
 
6. "Mai Ehr' onn Trai' di hor ich nôch,
Wi mir se mai Voter gelôsse hôt."
 
7. Onn Ehr' onn Trai' ies besser wi Geld,
Ich nahm mir a Maedle, wos mir gefellt.
 
8. Se setzt sich nieder ouff de Bank,
Doß ihr dar blanke Gietel klang.|[S. 143]
 
9. Wos zog ar aus dam Buosem raus?
Vo gruner Said' a Poer Streimperlain.
 
10. Se setzt sich nieder ouff aenen Staen
Onn zog de Streimplen ouff ihre Baen'.
 
11. Wos zog ar aus dam Buosem raus?
Vo gruner Said' a Poer Schicherlain.
 
12. Si zog de Schihlen ouff ihren Fuß,
Onn har bot ihr sai Hand derzu.


Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens. Herausgegeben und erläutert von Joseph George Meinert. Erster Band. Wien und Hamburg: in Commission bey Perthes und Beßer 1817, S. 142f. und S. 450 (Nr. 74).
DVA: V 1/13750

Dort folgende Anmerkung (S. 450): "Nach Z. 14 werden, statt der hier aus Einem einzigen Vortrage aufgenommenen, gewöhnlich ganz fremdartige Doppelzeilen gesungen, wovon die erste lautet:
Wos mir gefellt, dos krig ich ni,
Onn wos ich krig, dos moer ich ni."


Editorische Anmerkung:
Zur Herausgabe des von Meinert geplanten zweiten Bandes, der die Melodien zu den Liedern enthalten sollte, ist es nicht gekommen.
Meinert hatte das "Annele"-Lied erstmals im "Musen-Almanach für das Jahr 1814" in seinem Beitrag "Volkslieder aus dem Kuhländchen in Mähren" veröffentlicht. Dort jedoch in einer deutlich kürzeren und auch sprachlich abweichenden Fassung:

 

    Belohnte Unschuld

  1. Ey Annle! du sullst ni borbes geh'n,
    Du wirst dir dei zort Füßl' erfror'n.
    "Ey wie sull ich ni borbes geh'n,
    Wenn ich k'a Schuh' hor ohzuziehn?"
  2. Ey Annle! willst mein ägen seyn,
    Su kaf ich dir poor Schügerlein.
    "Wie kund ich euer ägen seyn?
    Ich bin a'n oim's Dienstmaedelein."
  3. Un hor'st ock du dein Ehr u Treu,
    Der Oimuth moch ich dich schu frey.
    "Wenn ich mein Ehr' u Treu ni hätt'
    Wos hätt' ich suster uf der Welt?" |                                                               [S. 214]
  4. Se soßt' sich neder of die Bank,
    Doß ihr dar blanke Gietel klang;
    Sie zug sich oh poor Strümpf u Schuh',
    Ar bot ihr Hand u Haez derzu.

 

[Joseph George] Meinert: Volkslieder aus dem Kuhländchen in Mähren. In: Musen-Almanach für das Jahr 1814. Hrsg. von Joh[ann Erichson. Wien: Carl Gerold 1814, S. 213–223, hier S. 213f.
DVA: B 50308

Dort folgende Worterklärungen: "Borbes, barfuß. Blanke Gietel. Den symbolischen Gürtel, meistens von durchbrochenem Messing, zuweilen von buntem Leder, hat das weibliche Geschlechte dieser Gegend erst vor einigen Jahrzehenden abgelegt." (S. 214)
Eine Gegenüberstellung der beiden Fassungen Meinerts auch bei Walter Kramolisch: Die Kuhländler Volksliedsammlungen von J. G. Meinert (1817) und Felix Jaschke (1818). Teil 3: Vergleich und Kommentar. Marburg: N. G. Elwert 1988, S. 31.
last modified 11.08.2010 11:30
 

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