F. Es wollt ein Schneider wandern
(Liederbuch 1956)
Text und Melodie: anonym
Es wollt ein Schneider wandern | ||
1. | Es wollt ein Schneider wandern | |
am Montag in der Fruh; | ||
begegnet ihm der Teufel, | ||
hatt' weder Strümpf noch Schuh'. | ||
["]He, he, du Schneidergsell! | ||
Du mußt mit mir in d'Höll, | ||
du mußt uns Teufel | kleiden, | [S. 123] | |
es gehe, wie es wöll.["] | ||
2. | Sobald der Schneider in die Höll nein kam, | |
nahm er sein Ellenstab, | ||
er schlug den Teufeln die Buckel voll, | ||
die Höll wohl auf und ab. | ||
"He, he, du Schneidergsell, | ||
mußt wieder aus der Höll, | ||
wir brauchen nicht das Messen, | ||
es gehe, wie es wöll." | ||
3. | Nachdem er all gemessen hatt', | |
nahm er sein lange Scher | ||
und stutzt den Teufeln d' Schwänzeln ab, | ||
sie hupften hin und her. | ||
"He, he, du Schneidergsell, | ||
pack dich nur aus der Höll! | ||
Wir brauchen nicht das Stutzen, | ||
es gehe, wie es wöll." | ||
4. | Da zog ers Bügeleisen raus | |
und warf's ins Höllenfeuer; | ||
er strich den Teufeln die Falten aus, | ||
sie schrieen ungeheuer: | ||
"He, he, du Schneidergsell, | ||
pack dich nur aus der Höll; | ||
wir brauchen nicht das Bügeln, | ||
es gehe, wie es wöll." | ||
5. | Er nahm den Pfriemen aus dem Sack | |
und stach sie in die Köpf, | ||
er sagt: "Halt still, ich bin schon da! | ||
So setzt man bei uns die Knöpf." | ||
"He, he, du Schneidergsell, | ||
pack dich nur aus der Höll. | ||
Wir brauchen keine Kleider, | ||
es gehe, wie es wöll." | ||
6. | Drauf nahm er Nadel und Fingerhut | |
und fing zu nähen an; | ||
er näht den Teufeln die Nasen zu, | ||
so eng er immer kann. | ||
"He, he, du Schneidergsell, | ||
pack dich nur aus der Höll! | ||
Wir können nimmer schnaufen, | ||
es gehe, wie es wöll." | ||
7. | Nach diesem kam der Luzifer | |
und sagt: "Es ist ein Graus! | ||
Kein Teufel hat kein Wedel mehr, | ||
jagt ihn zur Höll hinaus!" | ||
"He, he, du Schneidergsell, | ||
pack dich nur aus der Höll! | ||
Wir brauchen keinen Schneider. | ||
Es geh halt, wie es wöll." | ||
8. | Nachdem er nun hat aufgepackt, | |
da ward ihm erst recht wohl, | ||
er hüpft und springet unverzagt, | ||
lacht sich den Buckel voll; | ||
ging eilends aus der Höll | ||
und blieb ein Schneidergsell; | ||
drum holt der Teufel kein Schneider mehr, | ||
es gehe, wie es wöll. |
Unser fröhlicher Gsell. Ein Liederbuch für alle Tage. Hrsg. von Heiner Wolf. Wolfenbüttel: Möseler Verlag / Bad Godesberg: Voggenreiter Verlag 1956, S. 122f.
DVA: V 3/6505
Dort folgende Herkunftsangabe: "Volkstümlich aus dem 18. Jahrhundert".
last modified
30.11.2011 09:56