C. Es wollt' ein Schneider wandern
(Volksliedsammlung 1840)
Text und Melodie: anonym
1. | Es wollt' ein Schneider wandern | |
Am Montag in der Fruh, | ||
Begegnet ihm der Teufel, | ||
Hat weder Strumpf noch Schuh: | ||
He he, du Schneidergesell! | ||
Mußt wieder aus der Höll', | ||
Wir brauchen nicht zu messen; | ||
Es gehe wie es wöll'! | ||
2. | Nachdem er all' gemessen hat, | |
Nahm er seine lange Scheer' | ||
Und stutzt den Teufeln die Schwänze ab, | ||
Sie hüpfen hin und her. | ||
He he, du Schneidergesell! | ||
Pack dich nur aus der Höll', | ||
Wir brauchen nicht das Stutzen, | ||
Es gehe wie es wöll'! | | [S. 627] | |
3. | Da zog er's Bügeleisen 'raus | |
Und warf's in's Höllenfeu'r, | ||
Er streichelt den Teufeln die Falten aus, | ||
Sie schrien ungeheu'r: | ||
He he, du Schneidergesell! | ||
Geh du nur aus der Höll', | ||
Wir brauchen nicht zu bügeln, | ||
Es gehe wie es wöll'! | ||
4. | Er nahm den Pfriemen aus dem Sack | |
Und stach sie in die Köpf', | ||
Er sagt: halt still, ich bin schon da, | ||
So setzt man bei uns die Knöpf'! | ||
He he, du Schneidergesell! | ||
Geh einmal aus der Höll', | ||
Wir brauchen keine Knöpfe, | ||
Es gehe wie es wöll'! | ||
5. | Drauf nahm er Nadel und Fingerhut | |
Und fängt zu stechen an, | ||
Er flickt den Teufeln die Nüstern zu, | ||
So gut er immer kann. | ||
He he, du Schneidergesell! | ||
Pack dich nur aus der Höll'! | ||
Wir können nimmer schnüffeln, | ||
Es gehe wie es wöll'! | ||
6. | Drauf fängt er an zu schneiden, | |
Wie er es eben kennt, | ||
Er hat den Teufeln mit Gewalt | ||
Die Ohrlappen aufgetrennt. | ||
He he, du Schneidergesell, | ||
Scher du dich aus der Höll'! | ||
Sonst brauchen wir den Bader, | ||
Es gehe nun wie es wöll'! | ||
7. | Nach diesem kam der Luzifer, | |
Und sagt: es ist ein Graus, | ||
Kein Teufel hat ein Schwänzchen mehr, | ||
Jagt ihn zur Höll' hinaus! | ||
He he, du Schneidergesell, | ||
Pack fort dich aus der Höll'! | ||
Wir brauchen keine Kleider, | ||
Es gehe nun wie es wöll'! | | [S. 628] | |
8. | Nachdem nun hat er aufgepackt, | |
Da war ihm erst recht wohl, | ||
Er hüpft und springet unverzagt, | ||
Lacht sich den Buckel hohl. | ||
Ging eilends aus der Höll', | ||
Und blieb ein Schneidergesell: | ||
Drum holt der Teufel kein'n Schneider mehr, | ||
Es gehe wie es wöll'! |
Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen. Unter Mitwirkung des Herrn Professor Dr. E. Baumstark und mehrerer anderer Freunde der Volksdichtung […], gesammelt und mit Anmerkungen versehen von A. Wilh. v. Zuccalmaglio. Zweiter Theil. Berlin: Vereins-Buchhandlung 1840, S. 625–628 (Nr. 346).
DVA: V 1/10700-2
Dort folgende (fiktive) Herkunftsangabe: "Aus Friesland."
last modified
30.11.2011 09:51