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Die Zeiten sind verflossen


"Die Zeiten sind verflossen" ist ein Rekrutenabschiedslied, das vermutlich während des Ersten Weltkriegs unter Russlanddeutschen in der Ukraine bekannt war.

I. Dieses Lied ist bislang lediglich als singuläre Aufzeichnung belegt. Während einer Forschungsreise im Sommer 1928 wurde von dem Lehrer Hermann Bachmann in der russlanddeutschen Siedlung Alt-Freudental (Kreis Odessa) in der Ukraine der Text von "Die Zeiten sind verflossen" notiert und eine Schallaufnahme erstellt (Edition A). Bachmann fungierte während dieser Feldforschung als Assistent des Germanisten und Philologen Viktor Schirmunski. Zur Herkunft dieses Rekrutenliedes finden sich bislang keine verbrieften Angaben. Aus dem Liedtext lässt sich jedoch indirekt auf seinen Entstehungszeitraum schließen: deutlich nach 1874, dem Jahr der Einführung der Militärpflicht für Russlanddeutsche (denn Rekrut zu werden erscheint in diesem Lied zwar als unerfreuliche, aber dennoch gesellschaftliche Normalität) und vor 1918 (im Lied ist von der Stadt Akkerman im damaligen Bessarabien die Rede, die 1918 in Belgorod-Dnestrowskij umbenannt wurde). Vermutlich war "Die Zeiten sind verflossen" während des Ersten Weltkriegs – und damit während des politischen Umbruchs vom Zarenreich zur Sowjetherrschaft – verbreitet: im Textbeleg sind in der dritten Strophe zwei Varianten des Textes notiert: der Rekrut trägt hier wahlweise die Uniform des Zaren oder die unter Lenins Herrschaft zu tragende Militärkleidung ("das leninsche [kaiserliche] Kleid").

II. In den drei Strophen von "Die Zeiten sind verflossen" wird aus der Perspektive eines Mannes, der den Einberufungsbefehl zur russischen Armee erhalten hat, der Moment des Abschieds thematisiert: Die Zeit zwischen dem Erhalt des Einberufungsbefehls und dem Tag der Abreise vergeht rasch; man hat in dieser Situation keine Wahl und muss als Soldat dienen; am Einberufungsort wartet die Uniform auf den Rekruten; bewaffnet – hier metaphorisch und historisierend mit einem Säbel ausgestattet – geht es in den Krieg. Der Text dieses Liedes lässt sich – wie ja auch geschehen – auf unterschiedliche Orte und Gegebenheiten anpassen. Denkbar wäre also, dass er zu unterschiedlichen Zeiten und in anderen Kontexten wieder aufgegriffen wurde. Ob dies tatsächlich der Fall war ist jedoch bislang mangels weiterer Quellen nicht bekannt.

INGRID BERTLEFF
(Mai 2010)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: —
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: singuläre Feldaufnahme (Wachsschallplatte)
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Phonogrammarchivs St. Petersburg (IRLI) und des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Ingrid Bertleff: Die Zeiten sind verflossen (2010). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/die_zeiten_sind_verflossen/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 16.09.2013 01:07
 

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