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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Zu Siebzig, da zogen die Lippischen Schützen Edition F: Liederjan 1976
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F. Dereinst da zogen die Lippischen Schützen

(Liederjan 1976)


Text: anonym, Bearb. "Liederjan"

Scan der Editionsvorlage
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Die Lippischen Schützen

1.   Dereinst da zogen die Lippischen Schützen
nach Frankreich herein um das Vaterland zu schützen.
So zogen wir fröhlich und guter Dinge
von Detmold nach Lage und von dort nach Lippspringe.
Mit dem Truderidera, mit dem Truderidera
mit dem Truderidera ja die Lipper die sind da.
Ömta, ömta …
 
2. Und als wir marschierten durch das lüttje Dörfchen Horn
da hatten wir schon unsre Fahne verlorn.
Hat denn keiner den Fähnrich mit dieser Fahne gesehn,
Man weiß ja gar nicht wie der Wind tut wehn.
Mit dem Truderidera …
 
3. Das marschieren das nimmt auch gar kein End
das macht wohl weil dieser Hauptmann seine Landkarte nicht kennt.
Und als wir marschierten durch das schöne Städtchen Schlangen
War Hejelstöhlers Fritze schon ein Schuß losgegangen.
Mit dem Truderidera …
 
4. Und als wir marschierten durch das heilge Paderborn
da beguckten uns die Nonnen von achtern und von vorn.
Uns als wir marschierten durch die qualmige Stadt Essen
da haben wir unseren mitgebrachten Pickard aufgegessen.
Mit dem Truderidera …
 
5. Am Rhein da war ne Bombe geplatzt
mein Gott was sind wir da ausgeratzt.
Da lob ich mir doch son guten bayrischen Kloß.
Son Ding das geht doch wenigstens so schnell nicht los.
Zum Truderidera …
 
6. Wie wird es uns nur in Frankreich ergehn
Da soll ja kein Mensch das Deutsch verstehn.
Die Franzosen die schießen so ins Blaue hinein
die bedenken gar nicht, daß da Leute könnten sein.
Zum Truderidera …
 
7. In der Festung da war's eigentlich wirklich schön
da konnt man den Feind durch diese Gucklöcher sehn.
Und schlich sich mal ein Feind herein
da konnte man doch laut um Hilfe schrein.
Zum Truderidera …
 
8. Damals bei der Leipziger Völkerschlacht
da hätten wir beinah einen Gefangenen gemacht.
Wer schleicht sich denn da im Busch herum
das ist doch gewiß der Napoleum.
Zum Truderidera …
 
9. Und als wir marschierten nach Frankreich herein
da tat der Krieg schon zu Ende sein.
Da schütteten wir uns erstmal einen rein
und gründeten ein Kriegergedenkverein.
Zum Truderidera …


Textblatt zur LP Liederjan: Live aus der Fabrik. Deutsche Volkslieder aus 5 Jahrhunderten. WEA/ELK 52042 (1976).
DVA: Pl 734

Dort folgende Herkunftsangabe: "Spottlied auf die 'Kriegslust' der Lipper. Text nach mündlicher Überlieferung bei K. Wehrhan 'Lippske Leuer Nr. 3' 'De Lipper kommt', Detmold 1925. Einige Strophen wurden ergänzt aus dem ähnlichen Spottlied 'Die Krähwinkler Landwehr', Melodie seit 1813, Text aus Thüringen 1840, das in vielen Varianten in Deutschland in Umlauf war."


Editorische Anmerkung:
Jörg Ermisch, Mitglied von "Liederjan", erinnert sich, wie es dazu kam, dass die Folkband in ihrem ersten Programm auch "Die Lippischen Schützen" aufführte (mail an Tobias Widmaier vom 9. Oktober 2009): "Bevor wir 1975 Liederjan gründeten, waren wir drei [Jörg Ermisch, Anselm Noffke, Jochen Wiegandt] und ein weiterer Kollege eine Band namens 'Tramps+Hawkers', die irische und schottische Lieder sang und spielte. Wir spielten Anfang der Siebziger jeden ersten Sonntag im Monat in einer Jazzkneipe namens 'Cotton Club' in der Hamburger Neustadt. Nach Schluss der Veranstaltungen zogen wir häufig noch in eine Kneipe zwei Straßen weiter, wo dann häufig weiter gesungen wurde. […] Der Wirt dieses Ladens gab dann gelegentlich auch was zum Besten und er sang die Lippischen Schützen. Er kam wohl aus dieser Ecke und hatte diesen speziellen Kehllaut drauf, der anstelle des sch erzeugt wird. Das und das stolperige 'Ömta, ömta' (ich weiß nicht wo das herkam) amüsierte uns so, dass wir das Lied für unser erstes Programm, das wir im September 75 aufführten, einübten. Wir hatten auch eine Tonaufnahme – ich meine es war die von Plaut –, da wurde, wenn ich mich recht erinnere, die folgende Strophe gesungen: 'Und als wir marschierten durch das schöne Städtchen Schlangen, ist Hejelstöhlers Fritze ein Schuß losgegangen'. Danach gab es auf der Aufnahme noch den schönen Wortwechsel: 'Mensch Fritze wie konnste nur!' – 'Ich weiß auch nicht, ist mir einfach so losgegangen!' So oder so ähnlich. Die Krähwinkler Landwehr hatten wir aus dem Erk/Böhme [Deutscher Liederhort 1894, Bd. 3, Nr. 1432], den wir damals lang und breit durchpflügten. Wer es genau war, der das Lied dann beibrachte, kann ich leider nicht sagen. Anselm Noffke oder Jochen Wiegandt. Ich hatte einen Onkel namens Kurt aus Bad Salzufflen, der, als er unsere Kombiversion hörte, ziemlich entrüstet war, weil das ja nicht die amtlichen 'Lipper' waren. Er schickte mir dann als Beleg dafür, dass dies ein Frevel sei, eine Postkarte, auf der man den Tornister eines gemalten Soldaten aufklappen konnte und ein leporelloartiger Papierstreifen herauskam mit dem richtigen Text! Na bitte!" –
Bei der von Ermisch erinnerten Platte mit "Die Lippische Schützen" handelt es sich wohl um die in den 1960er Jahren erschienene Single "Lippe Detmold, eine wunderschöne Stadt: Joseph Plaut singt vier bekannte lippische Lieder" (Ariola 40102). Plaut gibt das Lied hier in anderer Form als in den 1920er Jahren zum Besten; die drei nachzuweisenden Einspielungen Plauts aus dieser Zeit (Vox 5065, Parlophon P.9148, Grammophon 21977) entsprechen von Text und Melodie her Edition D. Zwei auf der genannten Single gesungene Strophen sind dort erstmals belegt und möglicherweise von Plaut selbst hinzugedichtet worden:

4. Und als wir marschierten durch das schöne, schöne Schlangen,
war Hejelstöhlers Fritze schon 'n Schuss losgegangen.
[gesprochen: Fritze, wie kunnste bloß! – Ja, ich weiß auch nicht, ist mir losgegangen]

6. Und als wir marschierten durch die qualmige Stadt Essen,
da ham wir unsern mitgebrachten Pickard aufgegessen.

Der Liedbeginn bei "Liederjan" ("Dereinst da zogen…") ist der "Kombiversion" geschuldet: denn in einer aus "Die Krähwinkler Landwehr" übernommenen Strophe ist von der "Leipziger Völkerschlacht" im Jahr 1813 die Rede.
last modified 31.08.2011 01:23
 

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