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You are here: Home Lieder Wo mag denn wohl mein Christian sein Edition B: Liedflugschrift nach 1826
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B. Wo mag denn wohl mein Christian seyn

(Liedflugschrift nach 1826)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Der Siebente.

1. Wo mag denn wohl mein Christian seyn,
in Rußland oder Polen?
Könnt ich doch das liebe Kind
mit meinen Thränen holen.
Kein Tag vergeht, ich denke dran,
an meinen lieben Christian.
 
2. Mir ist so angst, mir ist so bang,
er möcht nicht wieder kommen;
drei Jahr das ist gewiß recht lang,
mein Herz ist ganz beklommen.
Zieh ich mich aus, zieh ich mich an,
denk ich an meinen Christian.
 
3. Zu Johanni da wirds fünf Jahr,
daß wir uns haben versprochen,
und als ich achtzehn Jahr alt war,
die Treue ward nie brochen.
So lang wie ich nur athmen kann,
denk ich an meinen Christian.
 
4. Dort auf dem Klotz da hielten wir
des Abends oft ein Jubeln,
ich saß auf seinen Schooß und ließ
mich küssen und bedudeln;
und seh ich nur den Klotz noch an,
denk ich an meinen Christian.
 
5. Sein Flegel hänget an der Wand,
das Holz von unsrer Eiche;
ein Aalfell ist des Flegelsband,
ich brauch ihn wenn ich dresche,
und seh ich nur den Flegel an,
denk ich an meinen Christian.
 
6. Seine lederne Hose hängt an der Wand,
aus unser Frauen Kammer;
keine Noth, daß sie kommt zum Verkauf,
denn das wär Schad und Jammer,
und seh ich nur die Hosen an
denk ich an meinen Christian.
 
7. Oft kocht' sein Leibgerichte ich,
es waren saure Klümpe,
die aß er ganz begierig nein, |[fol. 5v]
und dabei stopft ich Strümpfe:
ach seh ich nur den Klostopf an,
denk ich an meinen Christian.
 
8. Und wenn er nach der Mühle zog,
mit unserm Eselhetzchen,
kam er zu mir, an sich mich bog,
und sagt Adieu mein Schätzchen;
seh ich jetzt nur den Esel an,
denk ich an meinen Christian.
 
9. Und wars im Dorfe Kirmse hier,
oder gabs sonst was zu tanzen,
so sagt er: Fiekchen, komm mit mir,
ich will dich recht kuranzen.
Und kommt die Kirmse nun heran,
denk ich an meinen Christian.
 
10. Dies ist mein Lied vom Christian,
das hab ich oft gesungen,
ach hätt ich ihn doch nur zum Mann,
denn allerliebsten Jungen.
Die Leute sagen, ich wäre Wahn,
und denk nur an meinen Christian.


Sieben neue Gesänge. Der Erste: Aus Oberon. Arabien mein Heimathland! […] Der Siebente: Wo mag den wohl mein Christian. Dresden, zu haben beim Buchbinder H. B. Brückmann, Breitegasse No. 63. o. J. [nach 1826], [Nr.] H5, fol. 4r–5v.
DVA: Bl 7729


Editorische Anmerkung:
Die undatierte Liedflugschrift ist nach 1826 erschienen: der erste der darin enthaltenen "Gesänge" entstammt Carl Maria von Webers Oper "Oberon", die ihre deutsche Erstaufführung am 23. Dezember 1826 in Leipzig erlebte. Die gleiche Liedfassung (mit nur geringen Abweichungen) ist enthalten in: Neuer Liederkranz, 7. Teil. Frankfurt u. Berlin: Trowitsch o. J. [vor 1838], Nr. 48; vgl. Johannes Bolte: Wo mag den wohl mein Christian sein. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 37/38 (1927/28), S. 13f.
last modified 20.04.2011 12:52
 

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