F. Was weht durch die Buchen so heimlich und leis'?
(Neutextierung 1898)
Text: anonym
Im deutschen Buchenwald | ||
Weise: Wie glüht er im Glase! Wie flammt er so hold etc. | ||
1. | Was weht durch die Buchen | |
so heimlich und leis'? | ||
Was flüstern die Blätter, | ||
was raschelt das Reis? – | ||
Mir ist es, als sängen | ||
die Wipfel ein Lied | ||
Verklungener Tage, | ||
die einst sie umglüht. | ||
2. | Sie feiern die Helden, | |
gefallen im Streit, | ||
Von Kriegen sie melden, | ||
voll Thränen und Leid; | ||
Von brennender Städte | ||
rothstrahlender Gluth, | ||
Von trauernden Fluren | ||
mit rauchendem Blut.| | [S. 554] | |
3. | Horch! heller erklingt | |
es im luftigen Saal; | ||
Still lauschen die Blumen | ||
dem frohen Thoral: | ||
Da läuten die Glocken | ||
den Frieden der Flur; | ||
Da jubelt's wie Frohsinn | ||
in blüh'nder Natur. – | ||
4. | So weht's durch die Buchen | |
im duftigen Wald, | ||
Wenn Aeolus Harfe | ||
von Klängen erschallt; | ||
Wenn heimlich die Sonne | ||
am Himmelszelt lauscht, | ||
Der Geist ferner Vorzeit | ||
die Wipfel durchrauscht. – | ||
5. | Nun scheidet die Sonne, | |
die Sterne erglüh'n; | ||
Horch! feierlich tönt | ||
es im wehenden Grün | ||
Wie lispelndes Beten: | ||
Gott schütze das Recht | ||
Die Liebe, den Frieden, | ||
das Menschengeschlecht. |
Liederbuch. Hrsg. vom Verbande deutscher Post- und Telegraphen-Assistenten. Berlin 1898, S. 553f.
DVA: V 3/5080
last modified
09.07.2009 11:11