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Wie glüht er im Glase


Unter dem Titel "Am Rhein" bietet dieses Lied zum beliebten Thema Wein und Weib einen weiteren Gesang. Verfasst hat ihn die Dresdner Lehrerin Frida Schanz 1884 und gewann mit diesen Versen einen Wettbewerb der Verleger des "Allgemeinen Deutschen Commersbuches" (Schauenburg in Lahr). Mit einer Melodie von Adolf Laue wurde das Lied vor allem im studentischen Milieu populär und war bis in die 1930er Jahre verbreitet.

I. Das Lied der als Schriftstellerin recht publikationsfreudigen Frida Schanz, verh. Soyaux (1859-1944) besingt mit blumigem Pathos die Reben und Rosen, den Wein und die Mädchen am "sonnigen Rhein". 1885 wurde es erstmals im "Allgemeinen Deutschen Commersbuch" gedruckt, zusammen mit der ebenfalls preisgekrönten Melodie von Adolf Laue (Edition A). Die Komposition des Musiklehrers Adolf Laue (1831-1893) erschien zugleich auch als Klaviersatz (Edition B). Vor der Vertonung durch Laue fungierte kurzzeitig die Melodie des "Jägerchors" aus Carl Maria von Webers Oper "Freischütz" als musikalisches Fundament für den Liedtext (siehe Edition C).

II. Dem Entstehungshintergrund entsprechend war das Lied vor allem im studentischen Milieu und in Kommersliederbüchern verbreitet und fand dort auch schon kurz nach seiner Entstehung eine Übersetzung ins Lateinische (Edition C). Zugleich forderte Sujet und sprachliches Pathos umgehend auch zu einer Parodie heraus, die satirisch die Folgen des ausschweifenden Alkoholgenusses thematisierte (Edition D). Bis in die Jahre um 1930 hatte das Lied einen größeren Bekanntheitsgrad, insbesondere im Repertoire von Kommers- und Rheinliederbüchern. Eine regionale Umdichtung, die den Text auf Meißen und die Elbe bezog, bot das Liederbuch "Heimatlieder" (Dresden 1926), welches "für die sächsisch-thüringischen Landsmannschaften" gedacht war. Dass "Wie glüht er im Glase" nicht bloß ein Lied auf Papier war, sondern sich tatsächlich einer gewissen Beliebtheit erfreute, zeigen neben den Parodien auch Liedpostkarten (Abb. 1) sowie verschiedene neue Liedtexte, die zu seiner Melodie verfasst wurden.

III. So diente Laues Melodie als Grundlage für Verse unterschiedlichster Herkunft, im "Verband deutscher Post- und Telegraphen-Assistenten" (Edition E und Edition F), ebenso wie in der jüdischen Jugendbewegung (Edition G). Auch das 1901 verfasste Heimatlied für die Stadt Swinemünde ("Dort liegst du im Grunde") basierte auf dieser Melodie. Eine satirische Parodie von Joachim Ringelnatz (Edition H) zeigt, dass das Lied noch Ende der 1920er Jahre im allgemeinen Bewusstsein war. In dieser Zeit wurde es sogar durch einem Jodler ergänzt und von Fritz Egger auf Schellackplatte aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielte das Lied keine nennenswerte Rolle mehr.

ECKHARD JOHN
(Juli 2007)



Editionen und Referenzwerke

Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: keine Aufzeichnungen aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: verschiedentlich in Gebrauchsliederbüchern (vor allem Kommers- und Rheinliederbücher zwischen 1890 und 1930), wenig sonstige Rezeptionsbelege
  • Bild-Quellen: vereinzelt auf Liedpostkarten
  • Tondokumente: vereinzelt auf Tonträger
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.


Ausführliche Quellendokumentation



Zitiervorschlag
Eckhard John: Wie glüht er im Glase (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/wie_glueht_er_im_glase/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 12.09.2012 01:32
 

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