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Wie ein Blitzschlag ging ein Jammer


Das historische Ereignislied "Wie ein Blitzschlag ging ein Jammer" wurde von einem unbekannten russlanddeutschen Autor nach der Februarrevolution 1917 verfasst. Sein Text handelt zunächst vom leidvoll erlebten Ausbruch des Ersten Weltkriegs, berichtet dann von den Repressionen des zaristischen Russland gegenüber deutschstämmigen Bürgern und feiert schließlich die Revolution als überraschende Befreiung von dieser politischen Unterdrückung. Inhaltlich wurde dieses Lied schon rasch vom Lauf der Ereignisse eingeholt und wahrscheinlich nur wenig rezipiert.

I. Entstanden ist dieses russlanddeutsche Kriegs- und Revolutionslied in der Zeit nach Abdankung des russischen Zaren und der Bildung einer Übergangsregierung im Zuge der Februarrevolution – vermutlich im Sommer 1917 ("Juli siebzehn schreibt man grade"). Der anonym gebliebene Autor stammt wahrscheinlich aus der Ukraine. Dort, in der Kolonie Worms bei Odessa, wurde im Jahr 1927 der bislang einzige Beleg dieses Liedes von dem Germanisten und Volkskundler Viktor Schirmunski aufgezeichnet (Edition A).

II. "Wie ein Blitzschlag ging ein Jammer" berichtet in chronologischer Folge vom überraschenden Eintritt Russlands in den Ersten Weltkrieg und der Rekrutierung russlanddeutscher Männer für das Heer des Zaren, von der dramatischen Verschlechterung der Lebensumstände deutschstämmiger Siedler im russischen Reich und der unerwarteten Befreiung von diesen politischen Repressionen, als welche die Februarrevolution von dem Verfasser dargestellt wird. Sowohl den Kriegsbeginn als auch den Ausbruch der Revolution schildert der Autor wie das Hereinbrechen einer Naturgewalt: beide kamen "wie ein Blitzschlag". Im Gegensatz zum zerstörerischen Unwetter des Krieges wird das Gewitter der Revolution jedoch positiv, als helfendes Eingreifen Gottes gedeutet.

III. Im Anschluss an die Februarrevolution übernahm eine provisorische Regierung die Geschäfte. Nach ihrer Entmachtung durch die Bolschewiki im Zuge der Oktoberrevolution (1917) brach der Bürgerkrieg (1918–1920) aus. In Anbetracht dieses krisenhaften Fortgangs der russischen Geschichte passte der Tenor des vorliegenden Liedes schon bald nicht mehr zur aktuellen politischen Lage und zur Befindlichkeit der russlanddeutschen Siedler und geriet wahrscheinlich rasch in Vergessenheit.

INGRID BERTLEFF
(November 2010)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: —
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Phonogrammarchivs St. Petersburg (IRLI) und des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Ingrid Bertleff: Wie ein Blitzschlag ging ein Jammer (2010). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/wie_ein_blitzschlag_ging_ein_jammer/>.


© Deutsches Volksliedarchiv
last modified 16.09.2013 12:07
 

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