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Welch ein Schrecken war's im Jahre 1914 doch


"Welch ein Schrecken war's im Jahre 1914 doch" ist ein historisches Ereignislied auf die Mobilisierung russlanddeutscher Männer für die russische Armee zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Entstanden ist dieses Lied wahrscheinlich im Sommer 1914 in der Ukraine. Über seine Rezeption ist bislang nur wenig bekannt.

I. Wahrscheinlich stammt "Welch ein Schrecken war's im Jahre 1914 doch" aus der Feder eines ukrainedeutschen Verfassers. Die bislang einzige Quelle ist eine Abschrift aus einem handschriftlichen Liederheft aus dem Jahr 1926 (Edition A). Aufgezeichnet hat sie der Germanist und Volkskundler Viktor Schirmunski in der russlanddeutschen Siedlung Hoffnungstal bei Odessa (Ukraine). Der Text soll auf die Melodie des Chorals "Alle Menschen müssen sterben" gesungen worden sein – nicht notiert ist jedoch, welche der vielen Melodievarianten dieses Kirchenliedes in Hoffnungstal gebräuchlich war.

II. "Welch ein Schrecken war's im Jahre 1914 doch" entstand anlässlich der Mobilmachung Russlands im Juli 1914. Sein Text handelt von der Rekrutierung der Männer in russlanddeutschen Siedlungen und ihrem Abschied von den Angehörigen. Die Strophen 1 bis 3 berichten vom aktuellen Geschehen: der Kriegserklärung Deutschlands, woraufhin das zaristische Russland seine Truppen zusammenstellt. Der anonym gebliebene Verfasser betont vor allem die Eile, in der die Mobilisierung vonstatten geht und die den Menschen kaum Zeit lässt, sich mental auf das Kommende vorzubereiten, ihre Dinge zu regeln und sich zu verabschieden. Die Strophen 4 bis 10 handeln vom Abschied der zum Krieg eingezogenen Männer von ihren Nächsten, vom Tod auf dem Schlachtfeld und der gedrückten und sorgenvollen Stimmung aller. Dem als unabänderlich empfundenen Schicksal wird mit Gottvertrauen begegnet. Indem diese Abschiedsstrophen mit der Melodie eines Chorals verbunden wurden, der von der menschlichen Vergänglichkeit handelt, erhalten sie einen feierlichen, beinahe rituellen Charakter und muten an, wie eine vorgezogene Begräbniszeremonie für diejenigen, die aus dem Krieg nicht heimkehren werden.

III. Die Rezeption dieses Liedes liegt weitgehend im Dunkeln. Aus dem bislang einzigen Beleg geht hervor, dass der Liedtext noch Ende der 1920er Jahre in einer ukrainedeutschen Siedlung bekannt war. Ob er jedoch noch zum aktiven Repertoire gehörte oder lediglich ein lange zurückliegender Eintrag in einem privaten Liederheft war, wissen wir nicht. Ebenso wenig ist bislang bekannt, ob dieses Lied auch in anderen russlanddeutschen Siedlungen gesungen wurde.

INGRID BERTLEFF
(November 2010)



Quellenübersicht
  • Ungedruckte Quellen: Einzelbeleg aus mündlicher Überlieferung
  • Gedruckte Quellen: —
  • Bild-Quellen: —
  • Tondokumente: —
Berücksichtigt werden hier primär Quellen, die im Deutschen Volksliedarchiv (DVA) erschlossen sind. Hinsichtlich der Tonträger wurden auch die Bestände des Phonogrammarchivs St. Petersburg (IRLI) und des Deutschen Musikarchivs (Leipzig) miteinbezogen.



Zitiervorschlag
Ingrid Bertleff: Welch ein Schrecken war's im Jahre 1914 doch (2010). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon. URL: <http://www.liederlexikon.de/lieder/welch_ein_schrecken_wars_im_jahre_1914_doch/>.


© Deutsches Volksliedarchiv

 

last modified 17.09.2013 09:37
 

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