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D. Was zieht dort zur Brigittenau
(Liederbuch 1977)
Text: Adolf Stahr (1804–1876)
Melodie: anonym
| Das Lied von Robert Blum | ||
| 1. | Was zieht dort zur Brigittenau | |
| im blut'gen Morgenrot? | ||
| Das sind die kroatischen Jäger, | ||
| sie führen den Fahnenträger | ||
| der Freiheit hin zum Tod. | ||
| 2. | Sie haben ihn gefangen | |
| trotz Recht und Reichsgesetz. | ||
| Es hat ihm das Urteil gesprochen, | ||
| es hat ihm den Stab gebrochen | ||
| der Mörder Windisch-Grätz. | ||
| 3. | Zum Richtplatz sie ihn führen, | |
| ihn schreckt nicht Tod noch Grab! | ||
| Doch als er gedenket der Lieben, | ||
| die ihm sind daheim geblieben, | ||
| rollt still eine Träne herab. | ||
| 4. | "Die Träne für Weib und Kinder | |
| entehret keinen Mann! | ||
| Lebt wohl! Jetzt gilt es zu sterben, | ||
| für die Freiheit mit Blute zu werben! | ||
| Ihr Jäger, wohlauf, schlagt an!" | ||
| 5. | Er schlinget selbst die Binde | |
| wohl um der Augen Licht: | ||
| "O mein Deutschland, für das ich gestritten, | ||
| für das ich im Leben gelitten, | ||
| verlaß die Freiheit nicht!" | ||
| 6. | Es krachen die Gewehre, | |
| im Blute liegt der Held. | ||
| Es haben die Büchsen der Jäger | ||
| der Freiheit Fahnenträger, | ||
| den Robert Blum gefällt! | ||
| 7. | Der Fähndrich ist erschlagen. | |
| Es fiel der Robert Blum: | ||
| Auf, Brüder, die Fahne zu retten, | ||
| die Freiheit aus Banden und Ketten | ||
| zu Deutschlands Eigentum! | ||
Hein und Oss Kröher: Das sind unsere Lieder. Mit Bildern und Zeichnungen von Gertrude Degenhardt. Frankfurt am Main: Büchergilde Gutenberg 1977, S. 174.
DVA: V 1/10810
Dort folgende Herkunftsangabe: "Text: Adolf Stahr. Melodie: 'Mantellied' von Karl von Holtei".
Editorische Anmerkung:
Das Lied erschien dort mit folgendem Kommentar:
"Robert Blum (1807–1848), einer der führenden Politiker Sachsens, trat im Frankfurter Parlament als Sprecher der liberalradikalen Richtung auf. Die Frankfurter Linke schickte Blum und drei weitere Abgeordnete nach Wien, um ihre Verbundenheit mit der dortigen Volkserhebung zu bekunden. '…denn in Wien entscheidet sich das Schicksal Deutschlands, vielleicht Europas. Siegt die Revolution hier, so beginnt sie von neuem ihren Kreislauf; erliegt sie, dann ist wenigstens für eine Zeit lang Kirchhofsruhe in Deutschland.' (Robert Blum)
Blum kämpfte als Kommandeur der 1. Kompanie des Corps d'Elite, das sich aus Mitgliedern der akademischen Legion, aus Nationalgarden und Arbeitern zusammensetzte. Nach der Einnahme Wiens durch die Kaiserlichen Truppen unter Feldmarschall Fürst Windischgraetz wurde Blum verhaftet und zum Tode durch den Strang verurteilt. Da ein Henker kurzfristig nicht verfügbar war, vollstreckte ein Erschießungskommando das Urteil am 9. November 1848 frühmorgens. Blum starb als 'der volkstümlichste Vertreter und Vorkämpfer der deutschen Volksbewegung in den vierziger Jahren', so Wilhelm Liebknecht."
Blum kämpfte als Kommandeur der 1. Kompanie des Corps d'Elite, das sich aus Mitgliedern der akademischen Legion, aus Nationalgarden und Arbeitern zusammensetzte. Nach der Einnahme Wiens durch die Kaiserlichen Truppen unter Feldmarschall Fürst Windischgraetz wurde Blum verhaftet und zum Tode durch den Strang verurteilt. Da ein Henker kurzfristig nicht verfügbar war, vollstreckte ein Erschießungskommando das Urteil am 9. November 1848 frühmorgens. Blum starb als 'der volkstümlichste Vertreter und Vorkämpfer der deutschen Volksbewegung in den vierziger Jahren', so Wilhelm Liebknecht."
Die Kröher-Zwillinge hatten das Lied 1974 auf Schallplatte eingespielt (Deutsche Lieder 1848/49, LP, Mainz: Songbird 1 C 062-31126, Track B 5); zu Aufnahmen anderer Interpreten siehe Diskographie.
Weitere Abdrucke in Liederbüchern folgten; besonders verbreitet war das 1978 erschienene Buch
- "Es wollt ein Bauer früh aufstehn". 222 Volkslieder. Herausgegeben und bearbeitet vom "Zupfgeigenhansl" Thomas Friz und Erich Schmeckenbecher. Dortmund: Pläne 1978, S. 248.
Ebenfalls enthalten ist das Brigittenau-Lied in:
- Morgenruf. Vormärzlyrik 1840–1850. Hrsg. von Werner Feudel. Leipzig 1974, S. 347f.;
- 1848 Lieder der Revolution. Kiel: Verlag Neue Zeit 1978, S. 63–65;
- Hartmut Flechsig: Revolution und Romantik in Deutschland. Politische und andere Lieder aus der Zeit von 1813 bis 1848 im Unterricht der Sekundarstufe. Regensburg 1980, S. 79, Nr. 15 (auf der zugehörigen Tonkassette mit Hörbeispielen der Gruppe "Fortschrott" von Uli Klan Nr. 17);
- Von großen und von kleinen Zeiten. Politische Lyrik von den Bauernkriegen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Thomas Rothschild. Frankfurt am Main 1981, S. 110;
- Alexander Lipping, Björn Grabendorff: 1848. Der Deutsche macht in Güte die Revolution. Frankfurt am Main: Fischer 1982, S. 122f.;
- Ulrich Otto: Die historisch-politischen Lieder und Karikaturen des Vormärz und der Revolution von 1848/1849. Köln: Pahl-Rugenstein 1982, S. 459f.;
- Anton Markmiller: Unser dickes Liederbuch. Düsseldorf: Georgs Verlag 1985, S. 468f.;
- Hein und Oss Kröher: Die Liederpfalz: Landau 1991, S. 267f.;
- Reinhard Dithmar: Arbeiterlieder 1844 bis 1945. Neuwied 1993, S.32f.;
- Booklet zur CD "1848. ...weil jetzt die Freiheit blüht". Hrsg. vom Deutsche Volksliedarchiv. Südwest Records CD 209 (1998), S. 18f. (Liedkommentar: Waltraud Linder-Beroud).
- Uli Otto, Eginhard König. Ich hatt' einen Kameraden... Militär und Kriege in historisch-politischen Liedern in den Jahren von 1740 bis 1914. Regensburg 1999, S. 433–435.
last modified
24.08.2011 09:46
