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You are here: Home Lieder Wach auf, meins Herzens Schöne Edition A: Frühester datierter Textdruck 1574
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A. Wach auff meins Hertzen ein schöne / zart aller liebste mein

(Frühester datierter Textdruck 1574)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
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Der Achte Bergkrey
Wach auff meins Hertzen.

1. WAch auff meins Hertzen ein schöne /
zart aller liebste mein.
Ich hör ein süß gedöne /
von kleinen Waldvögelein /
Die hör ich so lieblich singen /
Ich meint es wer des tages schein /
von Orient her dringen.
 
2. Ich hör die Hannen kräen /
vnd spür den tag dabey.
Die külen Windlein wehen
Die Sternen leuchten frey /
Singt vns Fraw Nachtigalle /
Singet vns ein süsse Melodey /
Sie nennet den Tag mit schalle.
 
3. Der Himel thut sich ferben /
auß weisser farb in blaw /
Die wolcken thun sich gerben /
auß schwartzer farb inn graw /
Die morgen röt thut entweichen /
Wach auff mein lieb vnnd mach mich frey /
Der tag will mich erschleichen. |[fol. B v r]
 
4. Ich solt dir einen botten senden /
der mir die potschafft würb.
Ich förcht er thu sich wenden /
Das vnser Lieb verdürb /
schick dich zu mir alleine /
feins Lieb biß vnuerzagt nit /
in trewen ich dich meine.
 
5. So darff ich niemandt vertrawen /
hertz lieb in disem fal.
Die klaffer machen vnns ein grawen /
Der ist ein grosse zal /
Wann vnser lieb sich sol meiden
Der klaffer findt man vberal /
Noch will ich mich nicht scheiden.
 
6. Du hast mein hertz vmbfangen /
mit aller in brünstiger lieb.
Ich bin so offt gegangen /
feins lieb nach deiner zier /
Ob ich dich möcht ersehen /
so würd erfrewet das hertz in mir /
die warheyt muß ich jehen.
 
7. Mein Hertz das leidet schmertzen /
darzu vil kleglicher pein.
Wo zwey hertz lieb thun schertzen /
die an ein ander nicht mügen sein /
Keins thut dem andern versa | gen /[fol. B v v]
so wird erfrewt das hertz in mir /
die warheit muß ich sagen.
 
8. Selig ist der Tag vnd stunde /
darinn du bist geboren /
Gott grüß mir dein roten munde /
den ich mir hab außerkoren /
kan mir kein liebere nicht werden /
feins lieb schaw das mein lieb nit sey verloren /
du bist mein trost auff erden.
 
9. Feins lieb merck auff mein singen /
es geschicht inn keinnem schertz /
Der klaffer wil mich verdringen /
mit seinem falschen hertz /
Das bringet mir grosses leiden
Gott geb dir tausent gutter nacht /
von hinnen wil ich mich scheiden[.]


[Dritter Teil der] Berckreyen [Nürnberg: Valentin Fuhrmann 1574], fol. B iiij v–B v v.
DVA: L 74 (Kopie; Original: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign.: Yd 5008)


Editorische Anmerkung:
Der dritte Teil der bei Valentin Fuhrmann erschienenen Bergreihen ist ohne Titelblatt überliefert; vgl. Bergreihen. Eine Liedersammlung des 16. Jahrhunderts mit drei Folgen. Hrsg. von Gerhard Heilfurth u. a. Tübingen 1959 (Mitteldeutsche Forschungen 16), S. XVIf.; darin auch Edition von "WAch auff meins Hertzen ein schöne", S. 216–218.
Druckfehler in Vorlage Str. 1/Z. 4 "Walgvögelein".

Die Popularität des Tageliedes zeigt die Überlieferung auf Flugschriften in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: Gedruckt wurde es u. a. von Valentin Neuber in Nürnberg (1549–1590; DVA: Bl 5184), Michael Mayer in Augsburg (1570–1603; DVA: Bl 4035) und Wilhelm Roß in Magdeburg (1575–1616; DVA: Bl 590). Auch in mehreren Liederhandschriften findet es sich, so beispielsweise in der Sammlung des Freiherrn Reiffenberg, in einer dänischen Liedersammlung (jedoch in deutscher Sprache) sowie in niederdeutschem Dialekt in der Sammlung des Petrus Fabricius; vgl. Arthur Kopp: Die Liedersammlung des Freiherrn Friedrich von Reiffenberg (1588). Zum erstenmal kritisch untersucht. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen, 105 (1900), Heft 3/4, S. 265–295 (hier S. 274f.); Otto Holzapfel: Langebeks kvart. Die deutschen Lieder in Langebeks Quarthandschrift (ca. 1560–1590). In: Svøbt i mår. Dansk folkevisekultur 1550–1700, Bd. 3: Tæt på viseteksterne Kopenhagen [2001], S. 47–238 (hier S. 173–175); Roland Wohlfart: Die Liederhandschrift des Petrus Fabricius Kgl. Bibl. Kopenhagen, Thott. 40841. Eine Studentenliederhandschrift aus dem frühen 17. Jahrhundert und ihr Umfeld. Münster 1989, S. 220f. u. S. 397.
last modified 10.07.2012 08:45
 

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