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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Von einer Mordsgeschichte hört Edition A: Ukraine 1926
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A. Von einer Mordsgeschichte hört

(Ukraine 1926)


Text: anonym
Melodie: anonym; nach "O dass ich tausend Zungen hätte"

Scan der Editionsvorlage
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Von einer Mordsgeschichte.
 
1. Von einer Mordsgeschichte hört,
Die dort in Prischib ist verübt:
Ein Pastor, der so hoch geehret,
Und auch von uns so sehr geliebt,
Mit seiner Frau und seinem Kind
Von Frevlers Hand ermordet sind.
 
2. Ach, wieviel Qual und wieviel Marter
Er wohl in jener Nacht gehabt!
Sein Leib der war von vielen Wunden,
Auch sein Gesicht ihm war zerhackt.
Un[d] Gott der Herr liess es auch zu,
Damit sein Knecht jetzt bei ihm ruh.
 
3. Und seine Frau und seine Tochter,
Die auch aus ihrem Schlaf erwacht,
Sie eilen, um wohl zu sehen,
In Pastors Zimmer ist's geschehen,
Und flehn die Mörder auf der Knieen
Das Leben doch zu schenken ihm.
 
4. Die Magt die in der Küch geschlafen
Die schlugen sie zwar auch fast tot,
Und als das Fräulein hat geschrieen,
Die Magt erwacht und eilet raus.
Zum Glück der Nachbar ist nicht weit,
Wo jammernd sie um Hilfe schreit.
 
5. Der Magt ihr Mann bei Priet gedienet,
Dem klagt sie was geschehen war.
Zum Fenster seines Wirtes eilet
Und bringt dem Wirt die Kunde dar.
Herr Priet nun auch gleich Lärmen schlägt
Indem er alle Leute weckt.
 
6. Jetzt eilet alles zu dem Orte,
Zu finden, ob es auch wirklich wahr.
Es findet keiner keine Worte
Doch wird es ihnen alles klar;
Tot ist der Pastor und sein Kind,
Die Pastor'n mit dem Tod noch ringt.
 
7. O, das waren ja grosse Schrecken,
Wie man sie da zu sehn bekam:
Der Pastor lag in seinem Bette,
Das Fräulein lag in einer Ecke,
Nicht weit davon lag auch sein Weib
Mit vielen Wunden in dem Leib.


Aufzeichnung aus mündlicher Überlieferung aus der russlanddeutschen Siedlung Kolonie Andreburg (Molotschnaja, Ukraine) im Sommer 1926 durch Alfred Ström, Gewährsperson nicht genannt.
DVA: DVL – M 17, Nr. 5
IRLI Handschr. Abt.: Fond 104 – 12 – 52, Veröffentlichung mit Genehmigung von IRLI RAN, Sankt-Petersburg.

Dort folgende Melodieangabe: "Mel: O dass ich tausend Zungen hätte."


Editorische Anmerkung:
Strophen 4 und 5: die Schreibweise "Magt" (anstatt "Magd") findet sich so in der Vorlage. Das geistliche Lob- und Danklied "O dass ich tausend Zungen hätte" wurde auf unterschiedliche Melodien gesungen. Die im 19. Jahrhundert am meisten verbreitete Melodie war:



Johannes Zahn: Die Melodien der deutschen evangelischen Kirchenlieder. Aus den Quellen geschöpft und mitgeteilt. 6 Bde. Gütersloh 1889–1893., Bd. 2, S. 230 (Nr. 2861 b).
Ob in Andreburg bzw. der Gegend um Prischib das Lied ebenfalls nach dieser Weise gesungen wurde, ist jedoch nicht bekannt. Zu den verschiedenen Melodieversionen siehe ebd., Bd. 2, S. 229–231 (Nr. 2859–62) sowie Albert Friedrich Wilhelm Fischer: Kirchenlieder-Lexikon. Hymnologisch-literarische Nachweisungen über ca. 4500 der wichtigsten und verbreitetsten Kirchenlieder aller Zeiten. Zweite Hälfte. Gotha 1879, S. 137f.
last modified 16.09.2013 01:01
 

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