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You are here: Home Lieder Und die Würzburger Glöckli Edition C: Parodie 1864
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C. Und die Würzburger Glöckli

(Parodie 1864)


Text: anonym

Scan der Editionsvorlage
 1

Schnadahüpfl'n von der Würzburger Generalversammlung.

1.     Und die Würzburger Glöckli
Hab'n a wunderschön's G'läut,
Und die Würzburger Mädli
Sin kreuzbravi Leut.
 
2.     Und der Herr Bürgermeister,
Der red't 's is a Pracht,
Daß der gar so fromm wär
Hätt' i gar nit gedacht.
 
3.     So zeigt sich im Frommsein
Manch Würzburger Kind,
Das mer sonst nur beim Friedlein
Und Haderlein find't.
 
4.     Und daß es der G'sellschaft
An Geist nit gebricht,
Wird ihr Augenmerk gleich auf
Die Weinkeller g'richt't.
 
5.     Der Heinrich, der sagts ja,
Die katholisch Religion,
Zum Seligwer'n is es
Die fidelste Façon.
 
6.     Hierauf spricht Herr Brummler,
Der Anwalt der Rechts:
"Fromm sind wir und demüthig
Und treiben nichts Schlecht's.
 
7.     Doch wird uns nicht bald
Unser Wille gethan,
Kommt's uns auch auf a Bisle
Revolutzen nit an!"
 
8.     "Ein anderer Geist
Muß die Presse beseel'n!"
Und zu dem Papier
Wird's an Lumpen nit fehl'n!
 
9.     Von der Schul spricht Herr Moufang
Und beweist kurz und klein,
Wie man trotz vielem Lernen
Recht stockdumm kann sein! –
 
10.     "Der Katholik braucht kein' Heimath,
Kein König, kein Thron!"
Und genirt ihn der Herrgott,
So jagt er'n davon! –
 
11.     Das is so in nuce,
Daß ich's nit vergeß
Die Weisheit vom Würzburger
Pfaffencongreß.
 
12.     Und die Würzburger Glöckli
Machen bim bam zuletzt,
Und was die Glock g'schlag'n hat,
Das wissen wir jetzt!


Frankfurter Latern. Illustrirtes-satyrisches, humoristisch-lyrisches, kritisch-raisonnirendes, ästhetisch-annoncirendes Wochenblatt, wo die Woch' zehn Tage hat 5 (1864), Nr. 33 (26. September 1864), S. 129.
DVA: B 50.408 (Kopie Universtätsbibliothek Freiburg)


Editorische Anmerkung:
Die Reden, auf die die Liedparodie Bezug nimmt, sind dokumentiert in: Verhandlungen der sechzehnten Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands in Würzburg am 12., 13., 14. und 15 September 1864. Amtlicher Bericht. Würzburg 1864, S. 18–20 (Begrüßungsworte des Würzburger Oberbürgermeisters Hopfenstätter), S. 75–84 (Rede des Mainzer Domkapitulars Heinrich), S. 147–156 (Rede des Rechtsanwalts Emil Brummel [sic] aus Mosbach/Baden), S. 156–169 (Rede des Mainzer Domkapitulars Christoph Moufang); zu letzterem vgl auch Josef Götten: Christoph Moufang. Theologe und Politiker 1817–1890. Eine biographische Darstellung. Mainz 1969, S. 95–107 (III/4: "Die Sorge um das katholische Unterrichtswesen"). Bei den beiden in Strophe 3 genannten Namen handelte es sich um eine Würzburger Bierwirtschaft bzw. Weinschenke; vgl. Wilhelm Eiring: Würzburg und seine Sehenswürdigkeiten oder neuester Fremdenführer durch die Stadt und ihre Umgebung. Würzburg o. J. [1865], S. 148 (Friedlein), 83 u. 152 (Haderlein).
Erstmals ediert wurde die Parodie mit der Quellenangabe "Frankfurter Laterne" und der Überschrift "Schnadahupfln' von der Würzburger Generalversammlung der Ultramontanen im Herbst 1864" in: Die historischen Volkslieder von der Verbannung Napoleons nach St. Helena 1815, bis zur Gründung des Nordbundes 1866. Aus fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde gesammelt und hrsg. von Franz Wilhelm Freiherrn von Ditfurth. Berlin 1872, S. 184–186 (Nr. 122) u. S. 223 (Quellenangabe).
last modified 05.09.2011 09:58
 

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