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You are here: Home Lieder Komm, lieber Mai und mache Edition D: Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart 1791
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D. Komm, lieber Mai, und mache

(Vertonung von Wolfgang Amadeus Mozart 1791)


Text: Christian Adolf Overbeck (1755–1821)
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Scan der Editionsvorlage
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Sehnsucht nach dem Frühlinge

1. Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün,
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blüh'n!
Wie möcht' ich doch so gerne
ein Veilchen wieder seh'n,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren geh'n!
 
2. Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel;
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch Abendspiel,
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand;
auch giebt's wohl Schlittenfahrten
auf's liebe freie Land.
 
3. Doch wenn die Vöglein singen
und wir dann froh und flink
auf grünen Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel steh'n;
denn draussen in dem Gärtchen
kann man vor Koth nicht geh'n.
 
4. Am meisten aber dauert
mich Lottchens Herzeleid,
das arme Mädchen lauert
recht auf die Blumenzeit;
umsonst hol' ich ihr Spielchen
zum Zeitvertreib herbei,
sie sitzt in ihrem Stühlchen
wie's Hühnchen auf dem Ei.
 
5. Ach wenn's doch erst gelinder
und grüner draussen wär'!
Komm, lieber Mai, wir Kinder
wir bitten dich gar sehr!
O komm und bring vor Allen
uns viele Veilchen mit,
bring' auch viel Nachtigallen
und schöne Gukuks mit!


Wolfgang Amadeus Mozart's Werke. Kritisch durchgesehene Gesammtausgabe. Serie 7. Erste Abtheilung. Lieder und Gesänge mit Begleitung des Pianoforte. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1878, S. 77.
DVA: B 50313

Dort folgende Herkunftsangabe: "Gedicht von Chr. Ad. Overbeck."


Editorische Anmerkung:
Mozarts Lied erschien erstmals 1791 bei Ignaz Alberti (Wien). In einem weiteren Frühdruck bei Breitkopf & Härtel (1799) wurden Veränderungen in der Begleitung gegenüber dem Erstdruck vorgenommen: Die Begleitung ist in zwei eigenen Systemen notiert und die Bassführung in Takt 9/10 durch eine glattere Version ersetzt worden. Diese Fassung war im 19. Jahrhundert vielfach gebräuchlich, die alte und neue Mozart-Ausgabe legten jedoch den Erstdruck zugrunde (siehe dazu ausführlich Wolfgang Amadeus Mozart, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Serie III/8: Lieder. Kassel: Bärenreiter, Kritischer Bericht S. 158–162).
Welcher Text Mozart zur Vertonung vorlag, lässt sich nicht eindeutig belegen. Zwar befand sich in seinem Nachlass der erste Teil der zweiten Auflage von Campes "Kleiner Kinderbibliothek" (siehe Edition A) , was den gegenüber dem Original veränderten Text sowie den Titel "Sehnsucht nach dem Frühlinge" erklärt. Jedoch hat er nicht den Namen "Fiekchen" übernommen, sondern nennt das Mädchen "Lottchen" (Verkleinerungsform von "Lotte" in Overbecks Sammlung von 1781). Diese Textfassung mit dem Namen "Lottchen" wird seitdem in Liederbüchern allgemein benutzt, das Original ist in Vergessenheit geraten.
Im 19. Jahrhundert wurde – neben der Veröffentlichung des Liedes mit allen fünf Strophen – häufig eine zweistrophige Version aus erster und fünfter Strophe verwendet. Dabei ist die letztere Strophe etwas verändert und der Liedanfang "Komm" aus der ersten Strophe hier erneut übernommen worden:
Komm', mach' es bald gelinder,
dass alles wieder blüht!
dann wird das Flehn der Kinder
ein lautes Jubellied.
O komm' und bring vor allen
uns viele Rosen mit!
Bring auch viel Nachtigallen
und schöne Kukkuks mit.
(Liederbuch des deutschen Volkes, hrsg. von C. Hase. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1843, S. 8)
Diese Version wurde im 20. Jahrhundert nicht weitertradiert.
last modified 30.08.2011 10:38
 

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