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A. Komm, lieber May, und mache

(Christian Adolf Overbeck 1776)


Text: Christian Adolf Overbeck (1755–1821)

Scan der Editionsvorlage
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Fritzchen an den May.

1.      Komm, lieber May, und mache
Die Bäume wieder grün,
Und laß mir an dem Bache
Die kleinen Veilchen blühn!
Wie möcht' ich doch so gerne
Ein Blümchen wieder sehn!
Ach, lieber May! wie gerne
Einmal spatzieren gehn!
 
2.      In unsrer Kinderstube
Wird mir die Zeit so lang!
Bald werd' ich armer Bube
Vor Ungeduld noch krank!
Ach bey den kurzen Tagen
Muß ich mich oben drein
Mit den Vokabeln plagen,
Und immer fleißig seyn! |[S. 50]
 
3.      Mein neues Steckenpferdchen
Muß jetzt im Winkel stehn;
Denn draußen in dem Gärtchen
Kann man vor Schnee nicht gehn.
Im Zimmer ist's zu enge,
Und stäubt auch gar zu viel,
Und die Mama ist strenge,
Sie schilt aufs Kinderspiel.
 
4.      Am meisten aber dauret
Mich Fiekchens Herzeleid!
Das arme Mädchen lauret
Auch auf die Blumenzeit!
Umsonst hol' ich ihr Spielchen
Zum Zeitvertreib heran;
Sie sitzt in ihrem Stühlchen,
Und sieht mich kläglich an.
 
5.      Ach! wenns doch erst gelinder,
Und grüner draußen wär!
Komm, lieber May! Wir Kinder,
Wir bitten gar zu sehr! |[S. 51]
O komm, und bring vor allen [sic]
Uns viele Rosen mit!
Bring auch viel Nachtigallen,
Und schöne Kukuks mit!


Musenalmanach für das Jahr 1776 von den Verfassern des bish. Götting. Musenalm. von I. H. Voss. Poetische Blumenlese Für das Jahr 1776. Von den Verfassern der bisherigen Göttinger Blumenlese, nebst einem Anhange die Freymaurerey betreffend; Herausgegeben von J. H. Voß. Lauenburg, gedruckt bei Johann Georg Berenberg, S. 49–51.
DVA: B 50310

Dort folgende Herkunftsangabe: "Z."


Editorische Anmerkung:
Am Ende des Gedichts findet sich nur die Initiale Z. für den Verfasser. Overbeck wird nicht erwähnt. Erst im Musenalmanach aus dem Jahr 1778 ist Overbeck als Autor eines Gedichtes genannt. Dass "Komm, lieber May" aber von ihm stammt, lässt sich daraus schließen, dass er dieses Gedicht in seiner Sammlung "Fritzchens Lieder" von 1781 (Hamburg: Carl Ernst Bohn) veröffentlicht hat. In der Sammlung hat er den Namen für das Mädchen, Fiekchen, durch Lotte ersetzt.
1794 hat Overbeck diesen Text in seiner "Sammlung Vermischter Gedichte" noch einmal veröffentlicht. Die letzten zwei Zeilen der vierten Strophe hat er verändert; statt "Sie sitzt auf ihrem Stühlchen und sieht mich kläglich an" lauten sie nun: „Sie sitzt in ihrem Stühlchen wie's Hühnchen auf dem Ei". Diese Version der vierten Strophe erscheint bereits bei Reichardts Vertonung (Edition C) und wurde dann in Liederbüchern generell übernommen.
last modified 30.08.2011 10:29
 

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