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Liederlexikon

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You are here: Home Lieder Ich liebe das Denken Edition A: Liederhandschrift Salzburg 1777
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A. Ich liebe das denken

(Liederhandschrift Salzburg 1777)


Text: anonym
Musik: Meingosus Gaelle (1752–1816)
 

Scan der Editionsvorlage
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Florindus

1.Ich [liebe das denken
und rede]* nicht viel
vernunft muss mich lenken,
und führen zum ziel
ich gehe, und stehe, und denke dabey
gedanken sind allen und jederzeit frey.
 
2.Man redet von Liebe,
Von schöner Gestalt,
Man Spricht von dem triebe
Der Liebesgewalt.
Ich lache / zur Sache / und denke dabey
gedanken / sind allen / Und jederzeit Frey. |[Bl. 41r]
 
3.Ein Schmeichler kann sagen
So viel Ihm gefällt;
Die Worte sind Klagen
Die Er mir erzählt
Ich lache / zur Sache / und denke darbey
gedanken / sind allen / und jederzeit frey.
 
4.Du möchtest gern kennen
Freund! ob ich Dich mag
Du redest vom Brennen
von Folter, und Plag.
Ich lache / zur sache / und denke dabey
gedanken / sind allen / und jederzeit frey.
 
5.Geh Stutzer! zurücke,
und meide mein Haus
Du sprichst ganze stücke
Der lobsprüche aus
Ich lache  |[Bl. 41v]
 
6.Man fraget, was Mindo
Was Castorin thut,
Man spricht von Florindo
und von seinem Hut
Ich lache
 
7.Du bist oft vermessen
und machst einen plaus
und richtest indessen
Nur andere aus
Ich lache
 
8.Ich wähle das denken
So gut als ich kann
vernünftig gedenken
Steht jedem wohl an.
   Ich gehe, / Ich stehe, / Und denke dabey
Florindus / darf denken / Es steht Ihm ja frey.


Das / Unschuldige Vergnügen. / Bestehend / in / LX Ausserlesten, Ernst / Und Schertz Haften, doch Jedes- / mal Sehr Ein gerzogennen Lieder. / gesammelt, / vndt zwahr auff die Harpfen Eingericht vndt / Mäistens mit Neuen arien versehen, auch zu / größerem Nachtruk mit zwey Violinen versterckhet / von / F. M. Gölle [sic], / der H. Gottes Gelehrtheit vndt geistlichen / Rechten Beflissenen, in saltzburg. / Ihm Jahre MDCCLXXVII [Liederhandschrift Meingosus Gaelle, Salzburg 1777], Bl. 40r–41v (Nr. 26).
Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Sign.: Mus Hs. 19029 Mus (online greifbar, Scan 87-90).

*Str. 1, Vers 1/2: In der Handschrift lautet der Textbeginn irrtümlich: "Ich Ich liebe das denken nicht viel" (siehe editorische Anmerkung).


Editorische Anmerkung:
Worterklärungen zu Strophe 7:
- Vers 2, "Plaus": Gerede, verspottendes Loben,
- Vers 3/4, "ausrichten": hier im Sinne von: verspotten, übel abfertigen,

Die Eingangsverse des Liedtextes wurden in vorliegender Edition korrigiert, denn bei dem in der Handschrift unter den Noten notierten Textbeginn ("Ich Ich liebe das denken nicht viel") handelt es sich offenkundig um einen fehlerhaften Aufschrieb. Die Lückenhaftigkeit des notierten Verses (Auslassung der Worte "und rede") sowie die irrtümliche Doppelung des "Ich" zeigt sich schon anhand der unklaren Zuordnung des Textes zu den Noten. Zum anderen würde ein solcher Eingangsvers auch inhaltlich dem Sinn des Liedes gänzlich widersprechen. Dass der Liedanfang richtigerweise "Ich liebe das Denken und rede nicht viel" lautete, veranschaulicht letztlich die Textüberlieferung in der Admonter Liederhandschrift (s. Edition B). Diese Textversion passt auch genau zur vorliegenden Melodie.
Auf die vorliegende Quelle machte Emil Karl Blümml bereits 1912 aufmerksam: Blümml erkannte zwar die Fehlerhaftigkeit des Liedincipits, edierte aber dennoch die erste Strophe des Liedes nach der Textversion der Vorlage. Auch sonst bietet seine Übertragung eine entstellende Liedgestalt: Blümml verkürzte die Melodie um die ersten drei Noten – ohne diesen Eingriff kenntlich zu machen, und er verzichtete zudem auf eine Wiedergabe des Refrains sowie auf die musikalische Begleitung; vgl. Emil Karl Blümml: Die Liederhandschrift des Weingartner Benediktiners P. Meingosus Gaelle aus dem Jahr 1777. Als Beitrag zur Geschichte des geistigen und studentischen Lebens an der Benediktiner Universität Salzburg. Wien 1912 (Quellen und Forschungen zur deutschen Volkskunde 8), S. 53.
Kleine Synopse der (fehlerhaften) Liedanfänge:


Abbildung Notensatz



In der Notenedition entspricht der doppelte Taktstrich am Ende von Takt 16 der Editionsvorlage; um jedoch den Auftakt für alle weiteren Strophen erkennbar zu machen, müsste er richtigerweise nach der zweiten Viertelnote erscheinen.
Der C-Schlüssel (Singstimme) ist in der handschriftlichen Quelle zu Beginn eine Oktave höher eingezeichnet als üblich und weist zudem ein Kreuz als Vorzeichen (fis) auf. Ab der 2. Akkolade steht der C-Schlüssel als Sopranschlüssel auf der ersten Notenlinie, das Vorzeichen entfällt. Das fälschliche Vorzeichen zu Beginn wurde in die vorliegende Edition nicht übernommen.

Ob nur das Harfenarrangement oder die gesamte Komposition des Liedes von Meingosus Gaelle stammt, muss offen bleiben. Denn bislang ist nicht bekannt, ob "Ich liebe das Denken" zu jenen Liedern gehörte, die Gaelle auch "mit neuen Arien versehen" hat (wie es im Titel seiner Liederhandschrift heißt). Die Art der irrtümlichen Textnotation zu Liedbeginn (siehe oben) legt jedoch die Vermutung nahe, dass Gaelle hier eine ihm bereits bekannte Melodie verwendete.

 

last modified 29.03.2016 06:30
 

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